: Geteilte Probleme sind trotzdem Probleme
WOHNEN An der TU wird über europäische Perspektiven auf steigende Mieten und Verdrängung diskutiert
Studenten verlassen in Grüppchen das Gebäude an diesem Dienstagabend an der TU, die Flure sind menschenleer. Nur in einem abgelegenen Winkel der Uni kündigt ein Plakat eine Veranstaltung an: „Wohnen in Europa – geteilte Probleme, gemeinsame Kämpfe“. Gefragt werden soll, wie Verdrängung und steigende Mieten gesamteuropäisch betrachtet werden können. Geladen hat ein Bündnis verschiedener Aktionsgruppen wie „Studis gegen hohe Mieten“ oder „Zwangsräumung verhindern“, Anlass ist der „Europäische Aktionstag für das Recht auf Wohnen“, der am Samstag zum ersten Mal stattfindet.
Ein Beamer wirft die Präsentation des ersten Referenten an die Wand, Felix Syrovatka, Student der Politikwissenschaften. Die Deregulierung der Finanzmärkte, sagt Syrovatka in Richtung der rund 30 Interessenten, und die Verdrängung sozial Schwacher seien ein gesamteuropäisches Problem – und bräuchten deshalb auch solche Lösungen.
Es geht um Wohnraum als Kapitalanlage, um Proteste gegen die Verdrängung wie im Fall des Geziparks und schließlich um europäische Migrationspolitik. Eine Referentin erklärt, wie die Krise mit Migration und Obdachlosigkeit zusammenhängen: Viele Einwanderer hatten in Spanien etwa auf dem Bau gearbeitet, durch die Krise verloren sie ihre Jobs und wanderten weiter nach Deutschland. Aufgrund der strengen deutschen Arbeits- und Sozialgesetze rutschen viele jedoch in die Obdachlosigkeit.
Schließlich kommt noch ein wohnungsloser Aktivist aus Budapest per Skype zu Wort. Statt Geldstrafen an Obdachlose zu verteilen, fordert er, sollte die ungarische Regierung lieber das Sozialsystem verbessern.
Wie gesamteuropäische Auswege aussehen könnten, ist am Ende jedoch auch nicht klar. Zumindest erklärt Felix Syrovatka, warum: „Das Krisenmanagement der EU müsste sich von Grund auf ändern. So wie es jetzt ist, verlaufen alle Forderungen nach mehr sozialer Gerechtigkeit im Sande“. GESA STEEGER
■ Mehr Infos zum „Europäischen Aktionstag“ am Samstag unter europeandayofactionforhousingrights.wordpress.com