GenossInnen gegen Gasmonopol

In Niedersachsen kümmern sich BürgerInnen selbst um ihre Gaslieferungen. Als Reaktion auf gestiegene Gaspreise haben sie eine eigene Genossenschaft gegründet

BERLIN taz ■ Engagierte BürgerInnen aus dem niedersächsischen Delmenhorst wollen sich in Zukunft selbst um ihr Gas kümmern. Am Mittwochabend haben 166 von ihnen als Reaktion auf die gestiegenen Gaspreise eine Genossenschaft gegründet. Diese sucht nun selbst nach einem Lieferanten. Dann muss sie noch mit den Stadtwerken von Delmenhorst, dem bisherigen Monopolisten, die Preise für die Nutzung des Gasleitungsnetzes aushandeln.

„Wir sind nun eine Firma mit 166 Chefs“, sagt stolz Evas Sassen, Mitbegründerin der Initiative, „und wenn es so weitergeht, sind wir nächste Woche doppelt so viele.“ 30 Anträge von zukünftigen GenossInnen liegen schon auf dem Schreibtisch, und das Telefon steht nicht mehr still.

Die gesetzliche Grundlage für die Genossenschaft bildet das Energiewirtschaftsgesetz. Seit Juli 2005 kann jedeR VerbraucherIn den Gaslieferanten selbst wählen. Die Netzbetreiber müssen dafür die Gasleitungen freigeben. Die Bundesnetzagentur kontrolliert die Preise für die Durchleitung. Die Betreiber hatten Ende Januar versprochen, die Verträge zur Nutzung der Netze bis Oktober abzuschließen.

Bis jetzt hätten die Anbieter aber noch keine gesetzeskonformen Verträge vorgelegt, kritisierte der Bundesverband der Verbraucherzentralen gestern in Berlin. Die VerbraucherschützerInnen fordern die Bundesnetzagentur auf, ein Missbrauchsverfahren gegen die Betreiber einzuleiten. „Diese Versäumnisse werden die Verbraucher mehrere Milliarden Euro pro Jahr kosten“, sagt Edda Müller, Sprecherin des Verbandes. Sie wirft den Netzbetreibern vor, auf Zeit zu spielen. Sollten bis zu Beginn des Geschäftsjahres im Oktober die Verträge zwischen Anbieter und Netzbetreiber nicht abgeschlossen sein, müsste sich auch die Genossenschaft in Delmenhorst ein weiteres Jahr gedulden.

ANNA DOBELMANN