: Software-Berater in Bayern müsste man sein
Die Zahl der Arbeitslosen ist im April deutlich gesunken. Der Jobmarkt entwickelt sich regional unterschiedlich
BERLIN taz ■ Nach jahrelangem Rückgang bieten die Unternehmen in Deutschland wieder mehr Stellen an. Dies ist das Ergebnis einer Betriebsbefragung, das das IAB-Forschungsinstitut der Bundesagentur für Arbeit (BA) gestern vorstellte.
Mit gut 1,1 Millionen offenen Stellen lag die Zahl der Jobangebote im vierten Quartal 2005 um fast 400.000 höher als im gleichen Quartal des Vorjahres. Am ersten Arbeitsmarkt seien knapp 980.000 Stellen offeriert worden, das waren rund 270.000 mehr als im Vorjahr. Jeder fünfte Betrieb habe im Herbst 2005 Personal gesucht, heißt es in dem Bericht. Im Vorjahr sei dies nur jeder zehnte gewesen. Mit der Umfrage erfasst das IAB mehr als die bei den Arbeitsagenturen gemeldeten Stellen.
Laut dem aktuellen Monatsbericht der BA für April lag die Zahl der offenen Stellen in diesem Monat weiter deutlich über Vorjahresniveau, wobei vor allem die ungeförderten Jobs zulegten.
Den vielen offenen Stellen steht aber offenbar nach wie vor auch ein Abbau gegenüber. Der Saldo der Beschäftigung bleibt negativ. Nach dem gestern vorgelegten Monatsbericht der BA ist die Zahl der Erwerbstätigen im März dieses Jahres saisonbereinigt weiter gesunken. Auch die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ging im Februar weiter zurück. Neuere Zahlen liegen noch nicht vor.
Der Arbeitsmarkt differenziert sich dabei immer weiter aus: So verläuft die Entwicklung nach Regionen und Branchen unterschiedlich. Die Beschäftigung etwa in Hamburg und Bayern ist im März gewachsen, im Saarland und in Thüringen hingegen zurückgegangen. Zugelegt haben vor allem die unternehmensnahen Dienstleistungen sowie die Bereiche Verkehr und Nachrichtenübermittlung, während in Bau und Industrie weiter Jobs verloren gehen. Während also der Software-Berater in Bayern gute Chancen hat, bleibt dem Bauingenieur in Thüringen oft nur Hartz IV.
Da sich die Frühjahrsbelebung wegen der Kälte in diesem Jahr erst später einstellte, sind die Arbeitslosenzahlen im April im Vergleich zum März vergleichsweise stark gesunken und lagen zuletzt bei 4,79 Millionen. Das war im Vergleich zum Vorjahresmonat April ein Rückgang um 262.000. BA-Chef Frank-Jürgen Weise dämpfte dennoch gestern die Erwartungen: Trotz positiver Signale zeichne sich noch kein Beschäftigungsaufbau ab.
Das sich abzeichnende Ende des Beschäftigungsabbaus vermindere zunächst nur „den Zustrom in Arbeitslosigkeit“. So sank die Zahl der Empfänger von Arbeitslosengeld I vor allem saisonbedingt im April deutlich, der Anteil der Bezieher von Arbeitslosengeld II („Hartz IV“) ging aber nur leicht zurück. BD