Weg zur „Unkultur“

Was wird aus den Hallen des Space-Parks? An der Idee eines Las-Vegas-Spielerparadies scheiden sich die Geister: Ein Hoffnungsschimmer? Oder Bremens Bewerbung als „Hauptstadt der Unkultur“

von Klaus Wolschner

Heiner Heseler, Planungschef im Bremer Rathaus, redet lieber über Chancen als über die Vergangenheit. Auch beim Thema Space Park. Der sei „zu klein“ konzipiert gewesen, sagte er diese Woche auf einer Diskussionsveranstaltung. „Mehrere tausend Arbeitsplätze“ könnten da entstehen, wenn der große zweite Anlauf gelingen würde. Die Insolvenz sei kein Scheitern – „viele Projekte gehen diesen Weg“.

Was die neuen Eigentümer – die 45 Millionen seien auf dem Notaranderkonto eingezahlt – vorhaben, weiß man auch im Rathaus noch nicht: „Wir warten auf ein Konzept dieser Gruppe.“ Klar sei, dass ein neuer Name her müsse, der das Projekt „in eine positive Umgebung“ hineinstelle. Und Heseler mahnte eine transparente öffentliche Diskussion an – die Bremer müssten überzeugt, „local professionals“ müssten gewonnen werden.

Wofür? Etwa Factory Outlet? „Gute Idee“, sagt Heseler, aber die Factory-Outlet-Geschäfte fänden die Lage nicht günstig, weil kein Autobahn-Anschluss in der Nähe sei. Ein Großcasino kann man sich im Bremer Rathaus vorstellen, die radikale Senkung der Spielbank-Abgabe in Bremen ist kein Tabu – „wenn am Ende mehr Geld in die Bremer Kasse fließt“.

Bei der Diskussion des „Bremer Stadtdialoges“ saß auch auch Carl-Otto Wenzel auf dem Podium. Das ist der Freizeit-Consulter, der schon vor zehn Jahren schöne Besucherprognosen für das Space-Projekt ausgerechnet hatte. Sein neues Konzept: Space Entertainment ja, aber größer als bisher vorhanden, dazu ein Media-Markt und Designer-Outlet. Auch ein Casino würde sich da gut machen, zehnmal so groß wie bisherige Einrichtungen in Deutschand müsste es sein, dann könnte es die Konkurrenz in der ganzen Region „platt machen“.

Die Veranstaltungsregie hatte den beiden hauptberuflichen Vertretern des Optimismus und großer Würfe ausgerechnet den Bauunternehmer Klaus Hübotter gegenübergesetzt. „Ganz schrecklich“ sei das alles, was da als Hoffnungsschimmer verkauft würde, so Hübotter. Kein neuer Gedanke sei im Spiel – außer der an ein riesiges Spielcasino. Damit aber könne sich Bremen als „Unkultur-Hauptstadt“ bewerben – mehr nicht. Bremen sah er „auf dem Weg vom Regen unter Umgehung der Traufe direkt in der Gosse“.

Hübotter widersprach auch dem Eindruck, dass man nichts tun könne als zu warten, was die Investoren als ihr Konzept verkünden werden. Die „Dunkelmänner“ des Hedgefonds könnten nichts machen ohne entsprechende gesetzliche Grundlagen, die die Bürgerschaft schaffen müsse. Derzeit sei ein privater Casino-Betrieb zum Beispiel rechtlich gar nicht zulässig.

Hübotters Ansatz für eine Nutzung des Gebäudes geht von demselben Gedanken aus wie seine erfolgreiche Strategie für Speicher XI oder Bamberger-Haus: Wenn die Eigentümer 45 Millionen Euro gezahlt haben, liege die kostendeckende Quaratmeter-Miete nicht über drei Euro, rechnete er vor. Mit diesem attraktiven Mietzins könne man zum Beispiel ein bundesweit ausstrahlendes wissenschaftliches Gründerzentrum aus der Space-Park-Hülle machen, meinte er.

Das sei immer noch mehr als eine zweite Pleite. Denn er glaubt nicht an den kaufmännischen Erfolg eines Großcasinos. Übrigens auch nicht der fühere Karstadt-Chef Hinrich Blumenberg (CDU): „Eine Lachnummer“ sei die Idee, meinte der.

Mit dem unternehmerischen Risiko des zweiten Anlaufs soll Bremen nichts zu tun haben, versicherte Heseler. „Wir werden sehen, ob die neuen Besitzer an dem Projekt scheitern“, formulierte er sehr vorsichtig.

Hübotters Einwand, nach einer zweiten Insolvenz wäre die Lage noch trauriger, sah er nicht ein: „Hier kann man nicht viel zerstören, die Immobilie ist am Boden.“

Erstaunlich war bei der Diskussionsveranstaltung das Schweigen der Vertreter des Stadtplanungsamtes. Bei dieser für Bremen und insbesondere für Gröpelingen zentralen Frage haben die Stadtplaner offenbar überhaupt nichts zu sagen.