Wochenübersicht: Kinderhort: Winkelmaiers suchen nach den schönsten Spielsachen

1. Mai: „Mäuse, Money & Moneten“, 10 Uhr, FEZ; „Tommi Tomate und die Flucht aus dem Kühlschrank“, 11 Uhr, Theater Lichterfelde; „Hase und Igel“, 15.30 Uhr, Puppenbühne Burattino, Potsdam

Früher, zu Friedenszeiten, da war es ganz simpel, da wusste man, was zu tun war am 1.Mai. Der Kampftag der Arbeiterklasse in Berlin lockte mit prima Transparentbastelkursen, flotten musikalischen Einlagen der unvermeidlichen Spielmannszüge, super Massenkundgebungen und schließlich nicht zuletzt clownesken Auftritten des Politbüros. Kurz gesagt: Es war ein Kinderparadies, das sich da alljährlich auftat. Heutzutage marschieren müde Demonstranten, dekoriert mit ein paar vertrockneten roten Nelken. Nein, der Pfiff, der ist weg. Stattdessen erhebt sich selbst in einer einstmals so realsozialistischen Einrichtung wie dem FEZ (An der Wuhlheide 197) hemmungslos das hässliche Haupt des Kapitalismus: „Mäuse, Money & Moneten“, eine euphemistisch „Mitmachausstellung rund ums Geld“ geheißene Propagandaveranstaltung soll schon die Jüngsten auf Linie bringen (ab 10 Uhr). So respektlos geht es weiter im Theater Lichterfelde (Drakestraße 49): Dort werden in „Tommi Tomate und die Flucht aus dem Kühlschrank“ ab 11 Uhr die Kleinsten ab drei Jahre mit den Gemüsepuppen-Protagonisten Karl Käse und Tommi Tomate angeblich harmlos unterhalten, doch in Wirklichkeit wird die angeblich mitunter unzureichende Versorgungslage im einzigen sozialistischen Staat auf deutschem Boden angeprangert und damit die größte DDR der Welt verunglimpft. Auch was sich die Puppenbühne Burattino Potsdam (Rosenstraße 35) leistet ist geradezu konterrevolutionär: Unter dem Tarnmäntelchen des Puppentheaters versteckt sich die Reaktion, aber die Avantgarde der Arbeiterklasse lässt sich nicht täuschen. Sie durchschaut um 15.30 Uhr sofort die im Titel des Puppentheaterstücks „Hase und Igel“ versteckte Anspielung, die das August-Bebel-Zitat vom Ochsen und Esel, die den Sozialismus in seinem Lauf nicht aufhalten, der Lächerlichkeit preisgibt. So nicht, liebe Genossinnen und Genossen. Seid bereit! Immer bereit!