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Archiv-Artikel

1. Mai: Jetzt mit zehn Prozent weniger Polizei

Am Tag der Arbeit werden deutlich weniger Beamte im Einsatz sein als in den Vorjahren. Trotz der traditionell zahlreichen Demonstrationen rechnet die Polizeiführung in diesem Jahr mit einem entspannten Verlauf

Dass die Krawalle rund um den Maifeiertag ausbleiben – dafür will Dieter Glietsch nicht seine Hand ins Feuer legen. Und doch rechnet der Polizeipräsident damit, dass seine Truppen die Randalierer zumindest ähnlich bändigen werden wie schon im vergangenen Jahr. „Wir sind optimistisch, dass es uns gemeinsam mit den bewährten Partner gelingt, den 1. Mai friedlich zu gestalten“, sagte Glietsch vor kurzem.

Konsequenzen hat er zumindest schon gezogen. Die Polizei wird nach eigenen Angaben mit 5.500 Beamten deutlich weniger Präsenz zeigen. Das sind rund 600 Polizisten weniger als im Vorjahr und 2.500 weniger als 2004. Polizeisprecher Bernhard Schrodowski begründet das damit, dass „wesentlich weniger Demonstrationen und Veranstaltungen angemeldet sind als in den Vorjahren“.

Die erste Bewährungsprobe ist wie jedes Jahr die Walpurgisnacht am Abend des 30. April. Im vergangenen Jahr war es am Boxhagener Platz in Friedrichshain im Anschluss an eine Kundgebung zu Ausschreitungen gekommen. In diesem Jahr ruft die linksautonome Gruppe BANG dort zu einer Kundgebung gegen „Yuppisierung, Umstrukturierung und Kapitalismus“ auf. Vorsichtshalber hat die Polizei wie auch schon in den Jahren zuvor ein Flaschen- und Dosenverbot ausgesprochen.

Unspektakulär für die Polizei dürfte die „Revolutionäre 1.-Mai-Demonstration“ werden, die am Montag um 13 Uhr auf dem Oranienplatz beginnt. Von der vor allem von wenigen hundert Maoisten aufgesuchten Demo geht bereits seit mehren Jahren kein Krawall mehr aus.

Erstmals in Berlin findet in diesem Jahr die Mayday-Parade statt. Der von zahlreichen linken Gruppen organisierte Zug steht unter dem Motto „Soziale Rechte weltweit“. Er beginnt um 16 Uhr am Kreuzberger Spreewaldplatz. Von dort werden sieben Wagen durch Neukölln bis zum Hermannplatz ziehen. Die Polizei rechnet mit mehreren tausend Teilnehmern.

Heikel ist aus Sicht von Sicherheitskreisen eine nicht angemeldete Kundgebung um 18 Uhr am Oranienplatz. Ein anonymes „Autonomes 1.-Mai-Plenum“ ruft dazu auf, das den ganzen Tag und Abend stattfindende Myfest der Bezirksverwaltung im SO-36-Kiez zu stürmen. Eine ähnliche Spontandemonstration war im vergangenen Jahr Auslöser der wenigen Scharmützel.

Aber vielleicht hat sich die potenzielle Randale-Stimmung bis dahin längst abgekühlt. Für den Abend wird Regen prognostiziert – bei nur 10 Grad. FELIX LEE