: Bilder, nein danke!
So was macht man nicht I: Polizei lässt Journalisten Fotos löschen – weil eine Firma dies verlangt
Drei Journalisten der Märkischen Allgemeinen (MAZ) und des Ruppiner Anzeigers mussten unter Aufsicht der Polizei Fotos löschen, die sie während ihrer Berichterstattung über eine Explosion in einem Betrieb im brandenburgischen Heiligengrabe gemacht hatten. Die Explosion in dem holzverarbeitenden Betrieb Kronoply ereignete sich bereits vor einer Woche.
Dietmar Stehr, Redakteur des Ruppiner Anzeigers, sagte der taz, ihm sei am Tag der Explosion schon am Haupttor des Betriebsgeländes von der Polizei verboten worden, Fotos von der Unfallstelle zu schießen. Zu der Zeit wähnte sich der Reporter jedoch außerhalb des Betriebsgeländes auf, wie er sagt, „öffentlichem Grund“. Fotos von dort sind erlaubt, solange die Persönlichkeitsrechte abgebildeter Personen nicht verletzt werden.
Der Geschäftsführer der Kronoply GmbH, Roland Kovacic, hat eine andere Version. Seiner Meinung nach seien die Journalisten „sehr ungehalten gewesen“, als die Beamten und Sicherheitsleute ihnen den Zutritt zum Firmengelände verwehrten. Die Journalisten hätten „auf die Pressefreiheit gepocht und was weiß ich“. Für Kovacic ist klar: „Ich betrete doch kein Grundstück, von dem ich nicht weiß, wem es gehört.“ Man habe deswegen die Polizei gebeten, das Hausrecht durchzusetzen.
Sowohl die MAZ als auch Stehr berichten, dass die Journalisten unter Aufsicht von Polizei und Kronoply-Sicherheitsleuten in das Verwaltungsgebäude geführt wurden, wo sie, ebenfalls unter Aufsicht, die Fotos endgültig löschen sollten. Dieser Vorgang ist für den Chefredakteur der MAZ, Klaus Rost, „völlig inakzeptabel“. Die MAZ behalte sich daher eine Feststellungsklage vor. Der Hauptunwille der MAZ richte sich gegen die Polizei, sagte Rost, da es in Maßen verständlich sei, wenn die Beschäftigten von Kronoply angesichts einer Explosion in der nagelneuen Fabrik „kopflos herumrennen“. Man habe alle Beteiligten, also die Firma Kronoply und den Polizeipräsidenten, zu einer Stellungnahme aufgefordert.
Sowohl die Deutsche Journalisten-Union (dju) als auch der Brandenburger Journalisten-Verband haben die Behandlung der Journalisten verurteilt. „Stasimethoden“ hätten die Beamten angewendet, schrieb die dju. Reporter des RBB-Magazins Klartext, die in dem Fall recherchierten, wurden nach Angaben eines Redakteurs bei den Dreharbeiten ebenfalls von Kronoply-Sicherheitsleuten gestört.
Inzwischen ermittelt das Polizeipräsidium Potsdam in der Sache. Eine Stellungnahme war dort am Freitag nicht zu bekommen. Die Pressesprecherin des Innenministeriums, Dorothee Stacke, bat das Präsidium um Prüfung des Vorfalls und Berichterstattung: „Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass die Polizei in Brandenburg die Pressefreiheit geringschätzt.“ DOS