CÄCILIA BALANDAT: VERRATENES DORF
: Verdacht auf Arztroman

Worum sollte es gleich noch gehen? Bombe! Mord! Doppelleben! Leider wird dieses Versprechen nicht eingelöst

Die Start- und Landebahn eines Flugzeugwerks soll ausgebaut werden und mitten im Dorf Neuenfelde kurz vor der Kirche enden. Der Landtagsabgeordnete Gregor Dietz reist extra aus Hannover zu einer Versammlung an, um seine ehemaligen Nachbarn von den Expansionsplänen zu überzeugen. Am Ende der Nacht ist er tot.

Schnell scheint klar, dass einer der Dorfbewohner die Nerven verloren und in Politaktivisten-Manier eine Bombe unter Dietz Bett deponiert hat. Hauptkommissarin Celia Dörfer und Staatsanwalt Jaron Karloff nehmen die Ermittlungen auf und stoßen auf einen Mann, der ein perfekt organisiertes Doppelleben führte.

Auch Cäcilia Bandalats zweiter Krimi „Verratenes Dorf“ spielt im Alten Land, wo die Autorin seit Mitte der 90er Jahre lebt. Der Plot gäbe genug für einen spannenden Krimi her –wenn da nicht die beiden Ermittler wären: Hauptkommissarin Celia Dörfer und Staatsanwalt Jaron Karloff. Die beiden wurden in Bandalats Debüt „Tatort Altes Land“ von Köln nach Buxtehude versetzt und sind ein Liebespaar. Sie knutschen am Tatort, turteln im Büro und fechten nicht nachzuvollziehende Eifersuchtsattacken vor Kollegen aus. Das allein ist schon reichlich unerträglich und erinnert schlimm an Arztromane.

Aber nicht nur Dörfer und Karloff bleiben leblos, auch die anderen Protagonisten denken und handeln in Klischees, unterhalten sich in Worthülsen und brechen dauernd in Tränen aus. Noch dazu wird vor lauter Liebeleien und Streitereien nicht ermittelt – der Fall entwickelt sich nicht und wird am Ende irgendwie zufällig aufgeklärt. Wohnungen von Verdächtigen werden nicht durchsucht, Dörfers Kollege trinkt mit den Eltern des Ermordeten Schnaps und übernachtet besoffen bei ihnen im Haus, statt sie zu verhören, und dann kommen noch Kinderpornos, verheimlichtes Schwulsein und eine lesbische, schwarze Forensikerin ins Spiel.

Was das alles soll, bleibt ein Geheimnis der Autorin. Dafür erfahren wir aber beispielsweise, wie sie sich eine perfekte Beziehung vorstellt: „Er nahm sie zärtlich in den Arm. Es fiel ihm schwer, sich von ihr zu trennen. Dabei hatte sein Verhalten nichts Besitzergreifendes.“

Oder wir lernen, wie sich Bandalat die erste Begegnung zweier Frauen vorstellt, die so wahnsinnig gut aussehen, dass die anwesenden Männer wahlweise die Sprache oder den Verstand verlieren: „Sie schien es gewohnt zu sein, dass ihr Erscheinen ein solches Aufsehen erregte, ohne dabei überheblich zu wirken. ‚So eine Reaktion würde ich auch gerne mal auslösen, wenn ich einen Raum betrete.‘ ‚So wie du aussiehst, brauchst du dich wirklich nicht zu verstecken. Ich könnte mir vorstellen, dass immer ein Raunen durch den Raum geht, wenn du ihn betrittst.“ Jaja, so ist das eben, wenn erfolgreiche Frauen unter sich sind.

Worum sollte es gleich noch gehen? Bombe! Mord! Doppelleben! Leider wird dieses Versprechen nicht eingelöst. Eine Leiche und eine Kommissarin machen noch keinen Krimi. Wer wirklich Bombe! Mord! Doppelleben! will, der muss ein anderes Buch lesen. ILKA KREUTZTRÄGER

Cäcilia Balandat: Verratenes Dorf. MCE Krimi, 315 S., 11,90 Euro