: Steine gegen Neonazis in Leipzig
1. Mai: In Leipzig Krawalle gegen Aufmarsch Rechtsextremer. Keine Schlachten in Berlin
LEIPZIG/BERLIN ap/taz ■ Am Rande zweier Neonazi-Aufmärsche in Leipzig ist es am 1. Mai zu schweren Krawallen gekommen. Randalierer errichteten Barrikaden und zündeten sie an, ein Auto ging in Flammen auf, Polizisten wurden mit Steinen und Flaschen beworfen. Mehrere Menschen erlitten Verletzungen. In Berlin-Kreuzberg wurden 66 Polizisten verletzt, dennoch waren die Krawalle in den vergangenen Jahren stets heftiger gewesen. Nur 2005 verlief der 1. Mai derart glimpflich.
In Leipzig verhinderten zunächst mehrere tausend Demonstranten den geplanten Marsch der Rechtsextremisten um Christian Worch und Steffen Hupka in den Stadtteil Connewitz. Worch und Hupka hatten für ihre Aufmärsche jeweils etwa 500 Teilnehmer angemeldet. Nach Angaben der Polizei sammelten sich an den Aufmarschplätzen aber lediglich 220 beziehungsweise 320 Rechtsradikale. Am Bahnhof, wo Hupka seine Anhänger versammelt hatte, stellten sich etwa 5.000 Demonstranten den Neonazis friedlich entgegen. Hupka erklärte nach etwa dreistündiger Wartezeit das Ende seiner Veranstaltung. Den Worch-Anhängern gelang es, etwa einen Kilometer weit zu kommen. Da auf der ursprünglich geplanten Route Müllcontainer brannten, wurde der Aufmarsch jedoch umgeleitet. Der Zug der Rechten wurde in einem Baustellenbereich gestoppt, wo gewaltbereite Gegendemonstranten sie mit einem Steinhagel empfingen. Worch drehte mit seiner Gruppe um.
In Rostock wurden am Rande der Demonstrationen der linken und rechten Szene zahlreiche Menschen festgenommen, darunter etwa 40 aus dem linken Lager, die mit Steinen und Flaschen auf Sicherheitskräfte warfen. Vertreter von Gewerkschaften, politischen Parteien, Antifa-Gruppen, Bürgerinitiativen und Vereine begegneten einem NPD-Auftritt unter dem Motto „Rostock bleibt bunt“ mit Gegendemonstrationen.
In Berlin nahm die Polizei nach eigenen Angaben am 1. Mai in Kreuzberg 107 Personen in Gewahrsam – gegenüber 128 im vergangenen Jahr. Berlins Innensenator Erhart Körting (SPD) erklärte, in Kreuzberg seien 2006 keine „Massenschlachten“ zu erleben gewesen, sondern ein „Volksfest, bei dem Einzelne aus dem Ruder gelaufen sind“. Der Gesellschaftsforscher Dieter Rucht sagte der taz, er sehe noch keinen Durchbruch, aber eine abklingende Tendenz der Gewaltneigung. Als Gründe nannte er, dass viele der früheren Randalierer älter geworden seien, dass viele die Wiederholung des immer gleichen Rituals auf Dauer sinnlos fänden und dass die Polizei geschickter vorgehe.