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Archiv-Artikel

Stimmung, bitte

Das Revier ist Kulturhauptstadt 2010? Egal: Jürgen Rüttgers will den Titel über ganz NRW ausbreiten

Von ROS

Nur noch mal zur Erinnerung: Das Ruhrgebiet wird im Jahre 2010 Kulturhauptstadt Europas sein. Nicht die Stadt Essen. Auch nicht das ganze Land Nordrhein-Westfalen. Sicherlich: Essen firmierte als Marke für die Bewerbung, als Aushängeschild. Was allerdings vor allem ein Kunstgriff war, Regularien zu umschiffen, nach denen sich Regionen gar nicht bewerben dürfen, sondern nur Städte. Dennoch: Was die Europäische Union letztlich überzeugte, war die volle Pracht. Also: das ganze Ruhrgebiet, der Pott, dieser gewaltige Ballungsraum.

Warum das noch mal wiederholt werden muss? Weil nun bereits erste Stimmen laut werden, die am liebsten die Kulturhauptstadt Ruhrgebiet im Jahre 2010 auf ganz NRW ausbreiten würden. Es müssten Strukturen geschaffen werden, die sich möglicherweise auf ganz NRW übertragen ließen, sagte gestern etwa Ministerpräsident Jürgen Rüttgers. „Wir sollten 2010 kein Strohfeuer abbrennen“, forderte der Christdemokrat. Zunächst müssten ungelöste Fragen wie die Zukunft der Zeche Zollverein oder die Trägerschaft des Ruhrmuseums geklärt werden. „Dabei werden alle Beteiligten gefordert sein, nicht nur das Land, aber auch dieses“, so Rüttgers.

Ferner will der Landeschef mit der Bundesregierung über einen höheren Zuschuss zum Budget der Kulturhauptstadt reden und sich außerdem für die Gründung einer Kulturhauptstadt-GmbH einsetzen, an der sich das Land, die Stadt Essen, der RVR und der Initiativkreis Ruhr beteiligen sollten. Wichtigstes Ziel müsse sein, so Rüttgers, „dass wir einen wirtschaftlichen Wandel einleiten, indem wir im Ruhrgebiet die allgemeine Stimmung positiv verändern“. Rüttgers, der Stimmungsmacher? Im Landtag gab es auch Kritik an seinen Plänen. Zwar sicherten alle vier Landtagsfraktionen dem Pott ihre Unterstützung zu. Die kulturpolitische Sprecherin der SPD, Claudia Nell-Paul, warnte aber vor zu großem Einfluss des Landes. Dem Ruhrgebiet dürfe „das Zepter nicht aus der Hand genommen werden“. ROS/DPA