LESERINNENBRIEFE
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Minister stellen sich quer

■ betr.: „Die Kampfeslust stirbt zuletzt“, taz.de vom 21. 10. 13

Schön, danke für den Bericht. Auch in Bremerhaven gibt es unterbezahlte angestellte Lehrer/innen. Da promoten Politiker ihr Programm für einen gesetzlichen Mindestlohn und Mitglieder derselben Partei, zum Beispiel der SPD, stellen sich als Minister gegen Tarifverhandlungen quer und verweigern Verhandlungen. So ist das also. NZULI SANA, taz.de

Falsch zitiert

■ betr.: „Die Kampfeslust stirbt zuletzt“, taz vom 22. 10. 13

Ich werde in dem Artikel zum Lehrerstreik mit der Aussage zitiert: „Wer heute als Erzieher an unsere Schule kommt, verdient mehr als ich.“

Hierzu stelle ich fest: Diese Aussage ist nicht gefallen und entspricht auch nicht den tatsächlichen Gegebenheiten. Außer der Aussage, dass ich Pädagogische Unterrichtshilfe (PU) bin und damit auch keine tarifvertraglich gesicherte Eingruppierung habe, bezog sich keine der getroffenen Aussagen auf mich persönlich.

Tatsächlich wurde dargestellt: Eine Erzieherin an der Schule, die wegen der besonders schwierigen fachlichen Tätigkeit mit geistig und schwer mehrfach behinderten Kindern in die EG 9 des Tarifvertrages (TV-L) eingruppiert ist, verliert beim Wechsel in eine PU-Tätigkeit den tariflichen Schutz und findet sich in der geringer bewerteten EG 8 wieder. Erst wenn sie wegen des zu geringen Angebots an Fortbildungsmöglichkeiten oft erst nach Jahren in der neuen Lehrtätigkeit die heilpädagogische Fortbildung absolvieren konnte, findet sie wieder Anschluss an ihre verlorene höhere Vergütung. ARNOLD ZECH-GUDRA, Berlin

Monokulti

■ betr.: „So schön weltläufig“, taz vom 19. 10. 13

Damit zunächst mal keine Missverständnisse aufkommen: Ich finde es toll, andere Sprachen zu sprechen und sie im Ausland oder auch hier in Berlin zu hören. Aber wenn jemand – wie in der Gastronomie oder der Flyerverteiler aus Ihrem Artikel – sich nicht mal die Mühe macht, mir für sein Anliegen in meiner Landessprache zu antworten, empfinde ich das als höchst unfreundlich oder zumindest respektlos. Mehrsprachigkeit und Multikulti sind klasse, wenn es nicht Monokulti wird und Leute nur ihr einsprachiges angelsächsisches Pusemuckel nach Berlin importieren oder von den Ureinwohnern verlangen, in einer Fremdsprache mit ihnen zu kommunizieren, ohne auch nur den Versuch, deren Sprache zu sprechen. Das ist das Gegenteil von Weltläufigkeit. RAINER KERSTEN, Berlin

Parallelgesellschaften

■ betr.: „So schön weltläufig“, taz.de v. 18. 10. 13

Ein netter Kommentar. Bei aller Freude über Zuzug von außerhalb – eine kritische/selbstkritische Bemerkung habe ich dann doch vermisst: Wenn man in der deutschen Hauptstadt ein in aller Welt als „urdeutsch“ wahrgenommenes Produkt wie ein Weizenbier bei einer Kellnerin bestellen muss, die viele Kunden vermutlich gar nicht verstehen und vice versa, ist das schon etwas eigenartig. Und wie steht es um die berühmten Parallelgesellschaften? Existieren die nur, wenn es sich dabei um Sprachen wie Türkisch, Kurdisch usw. handelt, nicht aber bei Spanisch oder Italienisch, das garantiert auch nicht allzu viele Berliner fließend sprechen?

FLORIAN HINTERHUBER, taz.de

Unseriöse Geschäfte

■ betr.: „400 Millionen für Veolia-Deal“, taz.de vom 22. 10. 13

Das ist ja richtig, dass der Rückkauf nicht über die Sondersteuer „hohe Wasserpreise“ finanziert werden soll. Viel richtiger aber wäre es, die Klage der Piratenfraktion wegen der Verfassungswidrigkeit der Wasserverträge gegen den Senat abzuwarten, bevor zurückgekauft wird. Bei Nichtigerklärung durch das Verfassungsgericht ergäben sich viel preisgünstigere Optionen, wie der Wassertisch hier erläutert: berliner-wassertisch.info/?p=3805 „Veolia und der Berliner Senat wissen genau, dass die Wasserverträge immer verfassungswidrig waren. Wir Berliner Bürgerinnen und Bürger müssen aber im Interesse unserer Demokratie darauf bestehen, dass erst das Verfassungsgericht spricht und danach die Rekommunalisierung der Wasserbetriebe erfolgt. Zeitdruck zu erzeugen, um damit Menschen zu nachteiligen Verträgen zu überreden, ist eine bekannte Methode unseriöser Geschäftemacher. Darauf darf Berlin nicht hereinfallen.“ Zeitbeobachter, taz.de

Nur kein Rabauz

■ betr.: „Die unter Strom stehen“, taz v. 21. 10. 13

Es braucht sowohl eine gewisse gesellschaftliche Durchdringung sowie eine nahezu geschlossene öffentliche Meinung. Beides war beim Wasservolksbegehren der Fall. Das ist hier nicht der Fall. Es reicht auch nicht Rabauz wie bei Tempelhofer Flughafen und bei Pro Reli. Denn falls es vergessen wurde: Beide sind gescheitert. Pro Reli hat verloren. Es ist sowohl am 25-Prozent-Quorum als auch an der Mehrheit der Abstimmenden gescheitert. THF ist nur am Quorum gescheitert. Nur bei Wasser war beides da: Eine geschlossene Wählerschaft und eine Durchdringung. Der Energietisch hat ja nichts von Rabauz, wenn dann mehr dagegen stimmen. Tim Leuther, taz.de