Bush sucht einen neuen CIA-Chef

Luftwaffengeneral Hayden gilt als Favorit. Er war einer der Hauptbefürworter von Lauschangriffen von US-Bürgern. Militarisierung der Geheimdienste befürchtet

WASHINGTON ap/dpa ■ US-Präsident George W. Bush will nach dem überraschenden Rücktritt von CIA-Chef Porter Goss vielleicht schon heute einen Nachfolger präsentieren. Als Favorit wurde am Wochenende in Washingtoner Regierungskreisen der ehemalige Luftwaffengeneral Michael Hayden gehandelt. Er ist Stellvertreter des Nationalen Geheimdienstkoordinators John Negroponte und gilt als dessen engster Vertrauter. Damit würde jeder US-amerikanische Geheimdienst von einem Offizier geführt. Kritiker sehen hierin eine weitere Militarisierung der Geheimdienste.

Hayden stand vor seiner Berufung zum Stellvertreter Negropontes im vergangenen Jahr an der Spitze des militärischen Geheimdienstes NSA und gehörte in dieser Funktion zu den Hauptorganisatoren der umstrittenen Lauschaktion gegen US-Bürger nach den Anschlägen vom 11. September 2001. Der Präsident hatte das Programm mit Blick auf den Antiterrorkampf unter Berufung auf seine Befugnisse in Kriegszeiten genehmigt, ohne den Kongress zu informieren.

Spekuliert wurde weiter über die Gründe für den Rücktritt von Goss. So hieß es, ein Machtkampf zwischen Negroponte und Goss könne zu dessen Rücktritt nach 19 turbulenten Monaten an der CIA-Spitze geführt haben. Goss habe sich vor allem gegen eine Beschneidung der CIA-Kompetenzen gewehrt.

Negropontes Behörde wurde erst vor einem Jahr geschaffen, um die Arbeit der 15 verschiedenen US-Geheimdienste zu koordinieren. Gewährsleuten zufolge setzte sich Goss jedoch für eine führende Rolle der CIA und gegen „Mikromanagement“ ein. Demnach sollte die CIA das bleiben, was ihr Name ausdrückt: die Central Intelligence Agency, der „zentrale“ US-Geheimdienst. Im Dezember verabschiedete der Kongress aber ein Gesetz, mit dem die CIA diese führende Rolle verlor.