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Archiv-Artikel

Auf dem Weg zur grünen Wiese

ATOMAUSSTIEG Vattenfall legt den Fahrplan zum Abbau des stillgelegten Reaktors vor. 20 Jahre soll er dauern, eine Milliarde Euro könnte er kosten. Aber kaum eine Deponie will den anfallenden Bauschutt einlagern

In gut 20 Jahren könnte das Atomkraftwerk Brunsbüttel verschwunden sein. Das geht aus dem „Fahrplan für den Rückbau“ des stillgelegten Meilers an der Unterelbe hervor, den der Energiekonzern Vattenfall am Mittwoch vorgestellt hat. 2017 könnte die Demontage beginnen, 15 bis 20 Jahre könnte sie dauern und „einen hohen dreistelligen Millionenbetrag“ kosten, sagte Vattenfall-Geschäftsführer Pieter Wasmuth. Der Konzern hat dafür Rücklagen in Höhe von 1,6 Milliarden Euro zur Verfügung.

„Die Gesellschaft hat einen Anspruch darauf, dass die Atommeiler zurückgebaut werden. Erst dann wird der Ausstieg wirklich unumkehrbar“, sagte Schleswig-Holsteins grüner Energieminister Robert Habeck. Der Abbau eines Atomkraftwerks sei ein Generationenprojekt. „Es wird noch viele Jahre dauern, bis in Brunsbüttel wieder eine grüne Wiese ist“, sagte Habeck.

Für den zweiten stillgelegten Reaktor Krümmel bei Geesthacht wartet die Kieler Atomaufsicht noch auf einen Rückbauantrag, so Habeck. Beide Vattenfall-Meiler waren 2011 im Zuge des Atomausstiegsgesetzes abgeschaltet worden und dürfen nicht wieder ans Netz. Für den Abriss von Krümmel hat Vattenfall Rücklagen von 1,9 Milliarden Euro auf der hohen Kante.

In dem von Vattenfall vorgelegten 150 Seiten starken Sicherheitsbericht wird der Abbau detailliert beschrieben. Daraus ergibt sich auch, dass auf dem Werksgelände in Brunsbüttel ein Zwischenlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle eingerichtet werden soll. Das sei notwendig, weil in dem für schwach- und mittelradioaktive Abfälle vorgesehenen Endlager „Schacht Konrad“ in den nächsten Jahren nichts eingelagert werden könne. „Das ist bedauerlich. Aber es sei wichtig, sich allen Problemen zu stellen und sie zu lösen“, so Habeck.

Ein ungelöstes Problem ist der Bauschutt, weil viele Deponien Abfall aus Atomanlagen ablehnen. Das AKW Brunsbüttel hat eine Masse von 300.000 Tonnen, davon seien „93 Prozent uneingeschränkt weiter verwendbar“, sagt Wasmuth. Und fügt hinzu: „Die sind faktisch unproblematisch – aber emotional eben nicht.“  SVEN-MICHAEL VEIT