: Niedrigzinsen bedrohen Banken und Sparkassen
KRISE Finanzaufseherin Elke König kritisiert Kurs der Europäischen Zentralbank
FRANKFURT/M. dpa | Das Niedrigzinsniveau im Euroraum wird nach Einschätzung der deutschen Finanzaufsicht Bafin zunehmend zur Belastung für Banken und Bausparkassen. Bleibe das Zinsniveau so niedrig, werde „die Branche weiter gegensteuern müssen und über neue Lösungen und andere Geschäftsmodelle nachdenken müssen“, sagte die Präsidentin der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin), Elke König, bei einer Bankentagung der Börsen-Zeitung.
„Die Medizin, die die EZB den Banken und den Staaten verabreicht hat, um sie zu stützen, hat wie jede Medizin Nebenwirkungen“, stellte König fest. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den bereits niedrigen Leitzins im Euroraum im Mai 2013 auf 0,5 Prozent gesenkt, um die Konjunktur zu stützen. Seither verharrt er auf dem Rekordtief. Bausparkassen haben damit zu kämpfen, dass Kunden Altverträge mit vergleichsweise hohen Guthabenzinsen weiter besparen. Die Anbieter haben bei den niedrigen Zinsen Schwierigkeiten, die versprochenen Renditen zu erwirtschaften. Die Niedrigzinsen hätten „spürbare Auswirkungen auf die Ertragssituation“, sagte Commerzbank-Privatkundenvorstand Martin Zielke. „Jede Bank, die im Privatkundengeschäft erfolgreich sein will, muss ihr Geschäftsmodell radikal umbauen. Nur das Schrauben an kleinen Teilen des Geschäftsmodells wird nicht ausreichen.“
Für Banken sei wichtig, „dass die Institute genug Eigenkapital haben, um die Risiken auch aus dem Zinsänderungsrisiko abfedern zu können“, sagte König. Das Thema werde auch beim bevorstehenden EZB-Bilanzcheck auf der Agenda stehen. Die EZB soll im November 2014 die Aufsicht über die größten Banken im Euroraum übernehmen. Vorher wollen EZB und nationale Aufseher die Bilanzen von 124 Bankkonzernen durchleuchten. Elke König erwartet für die 24 teilnehmenden Banken aus Deutschland keine Probleme: „Wer sich jetzt nicht vorbereitet hat, dem kann ich auch nicht helfen.“