Hunger wird nicht halbiert

MILLENIUMSZIELE Eine Ausstellung im Übersee-Museum zeigt Modelldörfer der Welthungerhilfe

■ ist seit zwei Jahren ehrenamtliche Vorsitzende der Deutschen Welthungerhilfe.

taz: Frau Dieckmann, was sind denn „Milleniumsdörfer“?

Bärbel Dieckmann: Das sind 15 Dörfer in verschiedenen Ländern, die die Welthungerhilfe besonders unterstützt, um zu testen, auf welche Weise die Milleniumsziele der UNO am besten erreicht werden können.

Welche Ziele sind das?

Es handelt sich um acht Zielvorgaben, die die UNO-Mitglieder im Jahr 2000 verabschiedet haben. Bis 2015 soll demnach zum Beispiel der Hunger halbiert, die Müttersterblichkeit um 75 und Kindersterblichkeit um 66 Prozent verringert werden.

Zwei Drittel der Zeit sind um. Sind diese Ziele überhaupt noch zu erreichen?

Es gibt Erfolg, es gibt Halberfolge und es gibt Rückschläge. Das Ziel, den Hunger zu halbieren, wird wohl nicht erreicht werden. Ein wirklicher Rückschlag ist da die Weltwirtschaftskrise gewesen. Danach ist die Zahl der Hungernden wieder über eine Milliarde gestiegen.

Spielt auch der Klimawandel bei den Rückschlägen eine Rolle?

Vermutlich. Die Welthungerhilfe hatte sich beispielsweise vor Jahren aus dem Niger zurückgezogen, die Lage dort hatte sich stabilisiert. Durch Dürre droht nun wieder eine Hungersnot, deshalb gehen wir dorthin zurück.

Und wo war man erfolgreich?

Die Zahl der Kinder, die keine Schule besuchen, ist von 105 auf 72 Millionen weltweit gefallen. Angesichts des starken Bevölkerungswachstums ist das ein großer Erfolg. Ebenso wie die Tatsache, dass in immer mehr Ländern auch Mädchen wenigstens vier Jahre die Schule besuchen.

Interview: cja

„15 Dörfer. 8 Ziele. 1 Welt.“, Übersee-Museum, Sonntag ab 12 Uhr, Eintritt frei