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Archiv-Artikel

Statt Blümchentapete

RENOVIEREN Lehmstreichputz ist eine ökologische Alternative zu herkömmlichen Farben und Tapeten. Er ist robuster als man denkt

Uraltes Baumaterial

Lehm wird auch in nördlichen Breiten seit Jahrhunderten zum Bauen verwendet.

■ Der Baustoff setzt sich aus Ton, Sand und Schluff zusammen – je mehr Ton darin ist, desto klebriger ist der Lehm. Für Unterputze nimmt man tonhaltigeren Lehm, für Oberputze welchen mit geringerem Tonanteil.

■ Als Werkzeug empfiehlt sich eine venezianische Putzkelle, die an den Ecken abgerundet ist, und eine japanische Kelle für die kleinteiligeren Arbeiten. Eine Bürste dient dazu, den Untergrund vorzubereiten, rauere Oberflächen zu glätten oder zu verdichten.

VON VERONIKA WAWATSCHEK

Manchmal bietet eine alte Technik die Lösung für ein Zivilisationsproblem. „Das ist gar nicht so schwer, wie ich gedacht habe“, sagt Sandra Michaelis und streicht noch einmal mit der Putzkelle über den Lehm auf der Leinwand vor ihr. Gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten hat sie sich zum Seminar „Lehmstreichputz“ in Hamburg angemeldet. Die beiden wollen ihr Haus sanieren und schauen sich nach ökologischen Alternativen um. Sandra Michaelis hat Asthma.

„Die meisten Teilnehmer in den Seminaren wollen selbst bauen oder ein Haus renovieren“, sagt Seminarleiter Friedrich Kerker. „Bei vielen stellt sich die Frage nach biologischen Materialien dann, wenn sie eine Familie gründen möchten.“ Dabei sei Lehmputz besonders für Selbermacher geeignet.

Für das Seminar hat Kerker verschiedenfarbigen Putz und Schablonen bereitgestellt und führt nun die Technik vor. Mit einer kleinen Kelle streicht er farbigen Lehm auf eine größere. Mit dieser streicht er den Lehm von unten nach oben auf die Leinwand. „Wichtig ist, dass sie den Lehm von unten nach oben verteilen, am Ende kann man dann noch einmal alles glatt streichen“, erläutert er.

Kerker ist Baubiologe und beschäftigt sich seit den 90er Jahren mit Lehm als Baustoff. Eingesetzt wird das Material aber schon viel länger. „Schauen Sie sich Fachwerkhäuser an, da hat die Kombination von Holz und Lehm jahrhundertelang standgehalten“, sagt Kerker.

Lehmputz habe viele Vorteile. „Das ist das ideale Material für Räume, in denen hohe Feuchtigkeit herrscht, wo man kocht oder wo man schläft beispielsweise“, sagt er. Überdies könne er immer wieder aufgearbeitet werden. „Wenn Lehm mit Wasser in Berührung kommt, ist er leicht verformbar“, sagt Kerker. Im Gegensatz zu Kalk und Beton, deren Reste jeden Abend aus den Maschinen gekratzt werden müssen, lässt sich Lehmputz auch am nächsten Tag leicht abwaschen.

Lehm sei auch einfach zu verarbeiten: Mit Hilfe von Schablonen lassen sich Muster oder Ornamente auf die Wand auftragen, die sich durch verschiedene Schichtstärken von der Wand abheben. Mit einer Bürste kann der Putz auch im Nachhinein noch bearbeitet werden.

„Es ist ganz wichtig, dass ich den Untergrund vorbereite“, mahnt Kerker. Eine Wand, die mit Dispersionsfarbe gestrichen ist, muss erst auf die Haftbarkeit überprüft werden. Dazu hat Kerker einen Trick: „Am besten nehmen Sie einen Klebestreifen und kleben ihn an die Wand. Wenn beim Abziehen Farbe am Streifen hängt, ist die Wand nicht tragfähig.

Ob die Farbe abfärbe, will ein Seminarteilnehmer wissen. Nein, der Putz sei wischfest aber nicht waschfest, antwortet Kerker. Für Wände, die stark beansprucht werden, empfiehlt er eine Versiegelung mit Bienenwachs. Seinen eigenen Küchentresen hat er so vor Abnutzung geschützt, weil die Kinder des Öfteren ihren Schulranzen daran gestoßen haben.

Seminare bei Mordhorst, Baubiologischer Fachhandel, Kontakt: ☎ 040/57 00 70-6