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Archiv-Artikel

POLITIKERAUFTRITTE AUF DEM KIRCHENTAG Mittendrin und halb dabei

Von JSCH

MÜNCHEN taz/dpa/epd | Welche Politiker waren da? Was haben sie gemacht und gesagt? Eine unvollständige Übersicht:

CDU/CSU: Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Bürger in München auf einen deutlichen Sparkurs eingeschworen. Deutschland habe seit vielen Jahrzehnten über seine Verhältnisse gelebt, sagte sie am Freitag. In den kommenden Wochen werde eine Kernfrage deshalb lauten: „Wo können wir sparen?“ Das Thema des Vortrages: „Hoffnung in Zeiten der Verunsicherung“.

„Dieser Ökumenische Kirchentag kommt genau zur rechten Zeit“, sagte Bundespräsident Horst Köhler. Führungsversagen, Missbrauch, Misshandlung hätten zu einer schweren Krise geführt. Er mahnte Aufklärung und Zuwendung an die Opfer an. Unter dem Eindruck des Missbrauchsskandals dürfe allerdings nicht vergessen werden, „wie viel Gutes durch gläubige Menschen getan wird“.

Im weltweiten Kampf gegen den Klimawandel sieht Bundesumweltminister Norbert Röttgen Deutschland in der Rolle eines „Antreibers“. „Wir dürfen uns nicht dem Tempo des Langsamsten anschließen, dann bleiben wir stehen“, sagte er auf einer Podiumsdiskussion zu den Gefahren und sozialen Folgen des Klimawandels.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière rief die christlichen Kirchen auf, sich stärker für die Integration von Muslimen einzusetzen. „Ich bin ein bisschen traurig, dass der Staat da voranmarschiert. An sich hätte ich mir gewünscht, dass die Kirchen diesen Dialog führen.“

SPD: Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse warnt davor, sich an die vorherrschende Rolle von Finanzkapital und Börse in der Welt zu gewöhnen. Viele hätten offenbar resigniert und glaubten nicht mehr, „dass eine radikal andere, eine bessere Welt möglich ist“, sagte er am Freitag in einer Bibelarbeit. Es sei ein radikaler Wandel zu mehr Demut, Mitleid und Empathie in der Gesellschaft insgesamt nötig.

Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier hält mit Blick auf die Finanzmarkt- und Eurokrise eine grundlegende Neuorientierung der Wirtschaftspolitik für nötig. „So, wie es scheint, sind auch bei dieser Krise nicht die Finanzmärkte die Verlierer“, sagte er. „Wir müssen den Wettlauf der Märkte gegen die Politik bestehen.“ Die Politik müsse sich Spielräume zurückerobern. Andernfalls sehe er große Gefahren für die Substanz der Demokratie.

Generalsekretärin Andrea Nahles will nach den Skandalen eine grundsätzliche Diskussion in der katholischen Kirche. In den Gemeinden sei in den „letzten zehn Jahren“ nicht mehr über Fragen der Sexualität oder des Zölibats gesprochen worden.

FDP: Der christliche Glaube vertröstet nach Überzeugung von Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler nicht auf das Jenseits, sondern ruft zu Engagement in der Welt auf. Rösler sagte, dass Christen die Welt annehmen müssten, wie sie sei, und zwar mit allen Aufgaben, die sich konkret stellten.

Grüne: Claudia Roth rief dazu auf, in der Krise nicht beim Kampf um mehr Bildungsgerechtigkeit nachzulassen. Deutschland könne es sich nicht leisten, an seinen Kindern und damit an der Zukunft zu sparen.

Linke: siehe Text rechts JSCH