Insider- und Outsider-Pop
: Zu spät für die Zukunft

Nils Schuhmacher

Der Gruppe mit dem Allerweltsnamen Daughter wird von manchen eine glänzende kleine Zukunft vorhergesagt, aber dafür ist es wohl zu spät, denn diese Zukunft hat bereits begonnen. Viele haben den Namen in den Mund genommen und spucken ihn jetzt bei sich bietenden Gelegenheiten aus, auch Fernsehserien haben sich schon ihr Stück abgeholt. Das Londoner „Indie“-Folk-Trio hat also die richtigen Knöpfe gedrückt. Etwas dramatisch, etwas versonnen, etwas depri, nicht eben überkomplex im Arrangement – so arrangiert die Band Düsterkeit und Introversion zu einem Pop-Format, das es schafft, irgendwie ein wenig (zu) seicht und gleichzeitig ein wenig (zu) aufgeblasen daherzukommen. Aber das Kapital der Band sind denn auch vielmehr Stimme und Odeur von Sängerin Elena Tonra, die so müde und zart leidend dahinschwebt wie etwa der frühe Robert Smith. Do, 7. 11., 20 Uhr, Uebel & Gefährlich

Die Zukunft hinter sich hätte Vic Godard. Für den Mann – Angehöriger der ersten Punk-Generation – ist das allerdings nicht relevant, denn man wusste bereits damals, dass es „so etwas“ nicht gibt. Es gibt genau genommen nur einige biographische Eckdaten und ein Hier und Jetzt mit einem sich anschließenden zeitlich unbestimmbaren Weitermachen. In Bezug auf den ersten Punkt kann Godard auf die Reihung Punk-Band – Suchtmittel-Problematik – Job als Postzusteller – verschrobene Musik am Rande größerer Aufmerksamkeit – zurückgreifen. Im schon länger anhaltenden Hier und Jetzt, und da wird es relevant, verantwortet er herrlich energetische und bewegliche Außenseiter-Popmusik. Dieses wunderbare Etikett kann Godard mit Stolz tragen. Ihm gelingt es nämlich wie wenigen anderen, eine aufregende Mischung aus Northern Soul, Rock und Schweineorgel hinzulegen, die einen in ihrer Zeitlosigkeit entzückt bis begeistert. Fr, 8. 11. + Sa 9. 11., je 21 Uhr, Astra Stube

War was? Ja, zum Beispiel eindrucksvolle 16 Alben. Seit 1984 haben Yo La Tengo sich als verlässliche Produzenten ihrer nicht ganz genau festlegbaren Version von Alternative-Rock erwiesen. Die Band aus dem US-Städtchen Hoboken hat in all diesen Jahren auf völlig unaufgeregte Weise ein Gespür dafür gezeigt, wo der Weg zwischen Post-Punk, Noise-Rock, schrammeligem Pop und staubigem Rock stimmungsmäßig verläuft. Und man kann ihn gehen, nein, noch viel besser: Das sollte man in jedem Fall tun. Di, 12. 11., 20 Uhr, Gruenspan