: Schwimmen soll Gewinn sein
BADEBETRIEB Bäderchef Hensing will die Eintrittspreise in den Schwimmbädern erhöhen – Aufsichtsrat folgt ihm nur bedingt, Linke fordert mehr Lebensnähe
Es wäre die zweite Preiserhöhung in den Schwimmbädern innerhalb eines Jahres. Am Freitag hat sich der Aufsichtsrat der Berliner Bäder-Betriebe mit dem Vorschlag des Vorstandsvorsitzenden Ole Bested Hensing befasst, die Eintrittspreise um 20 Prozent zu erhöhen. Der Aufsichtsrat habe eine Änderung der Tarifstruktur beschlossen, dabei aber die von Hensing vorgestellten Vorschläge modifiziert, sagte Innensenatssprecher Stefan Sukale am Freitag. Das Ergebnis würden die Bäder-Betriebe am Montag bekannt geben.
Dass Berlins Bäder defizitär sind, ist bekannt. Im vergangenen Jahr wurde ein Minus von 43,5 Millionen Euro eingefahren. Die Existenz der Bäder ist deshalb aber nicht gefährdet: Das Land Berlin subventioniert sie mit 45 Millionen Euro pro Jahr. Hinzu kommt eine jährliche Sanierungszulage von 5 Millionen Euro.
Seit Mai 2013 leitet der frühere Chef der brandenburgischen Tropical Islands, Ole Bested Hensing, die Geschäfte der Berliner Bäder. Der Freizeitmanager hat keinen Zweifel daran gelassen, dass er die hiesige Bäderlandschaft unter Gewinnaspekten umkrempeln will. Auch Tropical Islands und das Erlebnisbad in Oranienbad hat er in die Gewinnzone geführt. Neue Bäder bauen, alte unwirtschaftliche Hallen schließen – mit dem Konzept rückte er im Sommer raus. Die Öffentlichkeit reagierte empört. Auch beim Aufsichtsrat kamen seine Vorstellungen nicht gut an. Bäderschließungen stünden nicht an, sagte Aufsichtsratschef Frank Henkel (CDU).
Neu: Kurzschwimmpreis
Hensing wäre nicht Hensing, ließe er sich durch Rückschläge entmutigen. Obwohl sein Vorgänger den Preis für das normale Ticket erst zum 1. Mai 2013 von 4 Euro auf 4,50 erhöht hatte, bastelte er an einer Anhebung der Tarifstruktur. Das Konzeptpapier, das er dem Aufsichtsrat am Freitag vorstellte, liest sich so: Der normale Eintritt soll nun 5,50 Euro kosten. Nur unter der Woche zwischen 10 und 15 Uhr wird es billiger. In der Zeit, in der statistisch weniger Leute baden gehen, soll das Ticket nur noch 3,50 Euro kosten. Der bisherige Früh- und Spätschwimmtarif wird ersetzt durch einen Kurzschwimmpreis: 3,50 Euro für maximal 45 Minuten und nur in weniger attraktiven Bädern. Der Preis der Familienkarte soll von 8 auf 12,50 Euro steigen.
Am Montag wird man sehen, was von Hensings Vorstellungen übrig geblieben ist. Die sportpolitische Sprecherin der Linken, Gabriele Hiller, wünscht sich, ohne das Ergebnis zu kennen: „Mehr Lebensnähe wäre Aufsichtsrat und Bäderchef dienlich.“ PLUTONIA PLARRE