: Das Kollektiv als Autor der Zukunft
THEATERTREFFEN Der Stückemarkt in Berlin verändert seine Regeln
BERLIN taz | Für junge Dramatiker ist es eine schlechte Nachricht, für Theaterkollektive hingegen eine gute: Der Stückemarkt des renommierten Theatertreffens, das seit 50 Jahren jeden Mai in Berlin stattfindet, verändert seine Regeln. Bisher war er ein wichtiges Instrument der Nachwuchsförderung von Dramatikern, die in einem offenen Wettbewerb ihre Texte einsenden konnten. Eine Jury wählte fünf bis sieben Texte aus, die in szenischen Lesungen von prominenten Schauspielern vorgestellt wurden – und nicht selten funktionierte das als Türöffner für ein Theater. Ab 2014 hingegen besteht die Jury aus drei sogenannten Paten, die jeweils ein Performance- oder Autorenkollektiv auswählen. Favorisiert wird somit die Stückentwicklung, die gemeinsame Arbeit an Thema, Text und Form.
Das Theatertreffen begründet die Veränderung mit der Suche nach „neuen Theater-Sprachen“. Tatsächlich wurde am bisherigen Stückemarkt kritisiert, dass er, auf einzelne Autoren fixiert, solche Gruppen ausschloss, während im Theatertreffen selbst gerade von Kollektiven wie She She Pop oder Rimini Protokoll eine Erweiterung des Spielfelds Theater ausging. Insofern ist die Neubestimmung des Stückemarkts ein Versuch des Theatertreffens, sich zeitgenössischen Formen mehr zu öffnen. Dennoch ist die Entscheidung für Autoren bitter, war doch der Stückemarkt, vor 35 Jahren gegründet, nicht nur einer der ältesten, sondern auch erfolgreichsten Wettbewerbe.
Zuletzt war die Ausschreibung europaweit offen: Da kamen schnell über 500 Manuskripte zusammen, die eine Jury durchackern musste. So verbirgt sich hinter der Reform wohl auch, dass der Wettbewerb immer schwerer zu handeln war. KBM