Bürgermeister gegen Rolle rückwärts

SCHULREFORM In Schleswig-Holstein wächst der Widerstand gegen die Pläne des FDP-Bildungsministers, die Schulreform der Vorgängerregierung rückgängig zu machen. Kritik auch aus der mitregierenden CDU

Bereits im Wahlkampf hatte Klug aus seinen Präferenzen keinen Hehl gemacht

Der Kieler Bildungsminister Ekkehard Klug (FDP) bekommt Gegenwind vom flachen Land. „Pure Ideologie“ seien seine Pläne, die von der Vorgängerregierung beschlossene Schulreform zurückzudrehen, sagte Handewitts CDU-Bürgermeister Arthur Christiansen den Lübecker Nachrichten. Klug wolle ein „Mega-Gymnasium“, alles andere solle „Reste-Schule“ werden. Die CDU, die die schleswig-holsteinische Schulreform 2006 zusammen mit der SPD beschlossen hat, sei schon weiter gewesen.

Ähnlich äußerten sich auch die CDU-Bürgermeister von Lauenburg und Eutin, Harald Heuer und Klaus-Dieter Schulz, deren Gemeinschaftsschulen nach den Vorstellungen des Ministers ihre Oberstufen verlieren und damit praktisch witzlos würden. Gerade habe man Haupt-, Real- und Förderschule zur Gemeinschaftsschule fusioniert, an der auch das Abitur angeboten werde. Nun müssten die Kinder wieder ins benachbarte Geesthacht geschickt werden, klagte Heuer in den Lübecker Nachrichten. Der Geschäftsführer des schleswig-holsteinischen Gemeindetags, Jörg Bülow, wurde mit den Worten zitiert, die Pläne des Ministers zerstörten „ganze Zukunftsplanungen“.

Bereits im Wahlkampf hatte Klug – damals nur der bildungspolitische Sprecher der FDP – aus seinen Präferenzen keinen Hehl gemacht. „Die beste Voraussetzung für individuelle Bildung und Förderung sehen wir nach wie vor in einem gegliederten Schulwesen mit Schulen, die unterschiedliche Leistungsprofile haben“, zitierte er da auf der Website abgeordnetenwatch.de aus dem FDP-Wahlprogramm, und weiter: „Aus diesen Gründen hat die FDP die sogenannte ‚Schulreform‘ der ‚Großen Koalition‘ von Anfang an abgelehnt.“

Der Minister will, dass Schüler in Gemeinschaftsschulen wieder nach Leistung getrennt werden dürfen – und stellt damit die Idee dieser Schulform auf den Kopf. Außerdem soll neben dem achtjährigen Turbo-Abitur wieder das Abitur nach neun Jahren angeboten werden.  (taz)