Jetzt darf noch ein Fan mehr mit zur WM

Wozu braucht das ZDF „Fan-Experten“? Es hat doch Fan-Moderatoren

VON JOHANNES KOPP

Es könnte der Text einer Nullachtfünfzehn-Heiratsannonce sein. Der Berliner Dennis Wiese sagt über sich selbst: Er sei spontan, für jeden Quatsch zu haben und gehe gern auf Menschen zu. Damit hat sich der 26-jährige Student in einem aufwendigen Bewerbungsverfahren qualifiziert: Am Samstag wurde Wiese am Rande des Pokalfinales einem Millionenpublikum als ZDF-Fan-Experte für die Fußballweltmeisterschaft in Südafrika vorgestellt. Neben Oliver Kahn wird er „als Stimme der deutschen Fans“ das WM-Geschehen kommentieren.

Aber wozu braucht das deutsche Fernsehen einen Fan-Experten? Moderatoren wie Michael Steinbrecher und Waldemar Hartmann zählen doch bereits seit Jahren zu den größten Anhängern der deutschen Nationalmannschaft. Fans mit journalistischer Ausbildung gibt es zu Genüge. Und nichts anderes war bei der Auswahl zum Fan-Experten der WM in Südafrika gefragt.

Der Berliner Dennis Wiese ist nämlich bereits als Moderator bei einem privaten Radiosender in Berlin tätig – einem „Medienpartner“ von Hertha BSC. Völlig ungeniert bekennt der Hörfunk-Freelancer, er sei Hertha-Fan und durch seine Arbeit „ganz nah dran“ am Verein. Wiese träumt davon, später als Sportkommentator fürs Fernsehen zu arbeiten. Wenn er sich in Südafrika als eloquent und telegen erweisen sollte, dürfte er seinem Traum ein großes Stückchen näher gekommen sein. Mit Distanzlosigkeit kann man schließlich im deutschen Sportjournalismus vortrefflich Karriere machen. Möglicherweise wäre für das ZDF die Heranziehung eines Fan-Experten ein Modell mit Zukunft, um sich seinen Nachwuchs selbst heranzubilden.

Dennis Wiese mag so profillos sein wie sein Musikgeschmack („von allem ’n bisschen“), aber ein Hertha-Fan unter der Gilde der Sportkommentatoren, das wäre dann doch etwas Besonderes.