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Archiv-Artikel

Schuld sind immer die Lehmans

HSH NORDBANK Ex-Chef Berger sieht sich und das Institut unfair behandelt. Bis Herbst 2008 hätte die Landesbank die Finanzkrise überstehen können – wären Lehman Brothers nicht pleite gegangen

„Wir hatten eine klare Gesamtbank- Strategie“

Hans Berger, Ex-Vorstandschef

Erst die Pleite der US-Bank Lehman Brothers Mitte September 2008 hat die HSH Nordbank in die roten Zahlen getrieben – sagt Hans Berger, damals Vorstandschef der gemeinsamen Landesbank von Hamburg und Schleswig-Holstein. Bis dahin sei man in der Lage gewesen, die Finanzkrise aus eigener Kraft zu bewältigen, erklärte Berger gestern vor dem Untersuchungsausschuss des Kieler Landtags. Für das erste Halbjahr 2008 hatte die Bank einen Konzernüberschuss von 129 Millionen Euro ausgewiesen, ein Jahr zuvor waren es 727 Millionen.

Noch eine Woche vor der Lehman-Insolvenz habe der HSH-Vorstand ein positives Jahresergebnis erwartet, sagte Berger. Der 60-Jährige selbst trat Mitte November 2008 vom Vorstandsvorsitz zurück, nachdem sich dann doch ein hoher Verlust für die Bank abzeichnete. Am Ende lag dieser bei 2,8 Milliarden Euro.

Berger bekräftigte seine Ausführungen von Ende April vor dem Untersuchungsausschuss der Hamburgischen Bürgerschaft. Beide Ausschüsse sollen prüfen, wie die Nordbank in eine solch existenzbedrohende Schieflage geraten konnte. Die HSH Nordbank war 2003 aus der Fusion der Landesbanken der beiden Länder entstanden.

Berger verteidigte nun erneut seine Geschäftspolitik. „Die Aktivitäten der Bank wurden öffentlich teilweise herabsetzend gewürdigt“, sagte er. Diese Beurteilung entspreche nicht seinem persönlichen Eindruck. Für eine faire Beurteilung müsse zwischen damaligen und heutigen Erkenntnissen unterschieden werden: „Wir hatten eine klare Gesamtbank-Strategie.“

Im vergangenen Jahr mussten Hamburg und Schleswig-Holstein als Haupteigentümer drei Milliarden Euro an Krediten sowie Bürgschaften für weitere zehn Milliarden Euro leisten, um das Institut zu retten. Im April hatte bereits Wolfgang Peiner, ehemals Aufsichtsratschef und Finanzsenator in Hamburg, vor dem Kieler Ausschuss erklärt, die Bank sei ein Opfer der globalen Finanzkrise geworden. (dpa/taz)