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ESTHER SLEVOGT
Der Mord im Sommer 1977 an Jürgen Ponto, dem damaligen Chef der Dresdner Bank, ist eine Geschichte, die in Abgründe von Hass und Verrat führt – und könnte auch ein Shakespeare-Drama sein: Als Türöffnerin des RAF-Kommandos ins Privathaus ihres Opfers fungierte Susanne Albrecht, deren Vater Hans Christian Albrecht ein Studienfreund Pontos und der Patenonkel von Pontos Tochter Corinna war. Ponto wiederum war der Patenonkel von Susanne Albrechts jüngerer Schwester Julia. „Patentöchter“ haben Corinna Ponto und Julia Albrecht ein Buch überschrieben, das ihre schwierigen Versuche dokumentiert, dreißig Jahre danach – die auch dreißig Jahre Schweigen zwischen den einst eng befreundeten Familien waren – miteinander über die furchtbare Tat und deren Folgen für die jüngere Schwester Susanne Albrechts und die Tochter des Mordopfers und die beiden Familien ins Gespräch zu kommen. Das bewegende Buch ist die Vorlage für ein Stück, das am Donnerstag im Theater unterm Dach Premiere hat. Es inszeniert Mirko Böttcher vom Schlosstheater Celle, wo der Abend dann ab Mitte November ebenfalls zu sehen sein wird. (Theater unterm Dach, 7.–10. 11., 20 Uhr)
Shakespeare, um auf den alten, immer wieder neuen Dramatiker zurückzukommen, hat in seiner Literatur jedoch nicht nur die finstere Seite der Menschenseele und ihre Folgen beleuchtet. Auch einige der schönsten Liebesdichtungen der Weltliteratur stammen aus seiner Feder. Als Shakespeares Sonette sind sie in unser kollektives Literaturgedächtnis eingegangen und haben mit ihrem Sprach- und Gefühlsreichtum immer wieder auch Theatermacher inspiriert. Nicola Hümpel zum Beispiel, deren berühmte Truppe „Nico and the Navigators“ ihr bildersattes Musiktheaterstück „Hate Me When Thou Wilt“ auf der Basis der Shakespeare-Sonette ab 13. November im Kreuzberger TAK-Theater zeigt. (Theater Aufbau Kreuzberg, 13.–16. 11., 20.00 Uhr)
Von Hass handelt auch die Geschichte des 9. November 1938, als in Deutschland die Synagogen angezündet wurden. Das ist 75 Jahre her. Im Jüdischen Gemeindehaus in der Fasanenstraße, das auf dem Grundstück einer Synagoge steht, die einmal eine der schönsten dieses Landes war und auf den persönlichen Befehl von Joseph Goebbels in Brand gesteckt wurde, findet eine Gedenkveranstaltung statt, deren musikalisches Programm die Schauspielerin und Sängerin Vivian Kanner bestreitet. (Jüdisches Gemeindehaus, 9. 11., 18.30 Uhr)
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