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Archiv-Artikel

Möbel für Arbeitsnomaden

Wer häufig umzieht, braucht eine Einrichtung, die robust ist, leicht zu transportieren und vielseitig verwendbar. Zur Not tut es auch eine Ausstattung aus Wellpappe, langlebig aber wegwerfbar

von GERNOT KNÖDLER

Wer was werden will, muss umziehen. Ein Studium an mehreren Universitäten, Praktika im In- und Ausland, Karrieresprünge von Unternehmen zu Unternehmen – das bedeutet jedes Mal: Möbel abbauen, Kisten kaufen, einpacken. Es bedeutet auch: hoffen, dass nicht allzu viel zu Bruch geht, unansehnlich wird oder weggeworfen werden muss, weil die Abmessungen nicht mit der neuen Wohnung kompatibel sind. Wer gedenkt, ein Nomadenleben zu führen und dabei nicht allzu viel draufzuzahlen will, kann durch kluge Möbelauswahl vorsorgen.

Geradezu der Prototyp nomadischer Möbel sind solche aus Pappe: leicht, stabil, verblüffend langlebig aber auch leichten Herzens wegzuwerfen. Das Ur-Faltmöbel, einen Hocker aus Wellpappe (25 Euro plus Versand), hat der Berliner Designer Hans-Peter Stange vor 20 Jahren noch während seines Studiums erfunden. Heute betreibt er zusammen mit seiner Frau Mechthild eine Produktions- und Vertriebsfirma, die eine breite Palette von Pappmöbeln anbietet: vom sektionsweise zu verbreiternden Bett (69 Euro) über die Regalwand (89 Euro) bis zum Flipchart-Ständer.

Die Möbelteile werden aus großen Bögen gestanzt, mit Knickstellen versehen und manchmal auch geklebt. Sie kommen per Paket ins neue Domizil, wo sie durch Falten und Stecken in kurzer Zeit auf- und wieder abgebaut werden können. Die Möbel der Stanges haben einige spektakuläre Belastungstests bestanden: Das Bett trug eine ganze Schulklasse, vier Hocker hielten einen Jeep.

„Es sind schon viele Leute hier gewesen, die das Bett schon seit zwölf Jahren haben“, sagt Mechthild Stange. „Die ganz Sparsamen schreiben uns: Können wir bitte zwei Profile nach haben?“ Andere, Journalisten etwa, die nur kurze Zeit in der Stadt sind, kaufen sich die billigen Pappmöbel, um sie nach ein paar Monaten ins Altpapier zu geben.

Hierfür weniger geeignet sind die Pappmöbel der Firma Isi-Möbel. Sie bestehen aus aufeinander geklebten Rahmen, die zu nicht ganz billigen Kästen anwachsen. Den ersten hat der Designer Nuno Rodrigues ebenfalls im Studium als Schuhschrank entwickelt. Inzwischen gibt es auch einen Sofatisch (205 Euro) und ein Regalsystem (rund 400 Euro). Feuchtigkeit und Schmutz der Schuhe hätten dem Möbel innerhalb von fünf Jahren nichts anhaben können, versichert Rodrigues‘ Partnerin Silke Nuß. „Ich bin immer noch erstaunt“, versichert sie.

Die Isi-Möbel sind leicht zu tragen und sie sind stapelbar. Beides macht sie zu idealen Nomaden-Möbeln. Die Kästen werden einfach zu einem Regal getürmt oder an der Wand verankert. Noch flexibler ist das dänische System Montana. Es besteht aus stapelbaren Grundmodulen mit knapp 70 Zentimetern Kantenlänge und vier verschiedenen Tiefen. In jedes Modul können in kleinen Abständen kreuz und quer Böden eingebaut und Schubladen gesteckt werden. Auch Türen kann man anbauen. Der Grundpreis fürs nackte Modul variiert bei Marks in Bergedorf je nach Tiefe zwischen 170 und 267 Euro.

Billiger sind die halb so großen Würfel der Firma Octopus aus dem Lehmweg. Zwei Kisten á 31x31x31 Zentimeter kosten 89 Euro. Leicht lässt sich daraus ein Raumteiler bauen. Beim Umzug geben sie handliche Transportkisten ab.

Ein mobiler Schreibtisch entsteht schnell aus einer Holzplatte und zwei Böcken. Wer mehr will, kann die Platte auf zwei Schubladenschränke aus Blech legen. Als Sessel kämen Deckstühle in Frage und ein zerlegbares Schlafsofa. So hält sich das Transportvolumen in Grenzen. „Die meisten, die viel umziehen, haben irgendwann ganz wenige Sachen“, sagt Manuel Rüber von der Umzugsfirma Zapf.

Wer Profis engagiert, braucht sich über die Menge nicht allzu viele Gedanken zu machen und auch nicht über das Verschleißen der Möbel durch den Transport. „Wir haben eine Schadensquote gegen Null“, versichert Martin Stock von Adelante. Mit schlechter Qualität könne sich heute keine Umzugsfirma mehr am Markt behaupten.