: Wer die Wahl hat, hat die Qual
Arena oder Premiere? Bundesliga oder Champions League? Kabel oder Satellit? Fußball-TV wird kompliziert
AUS BERLIN MARKUS VÖLKER
Der Fußballfan ist einfach gestrickt: Er möchte Fußball sehen. Möglichst viel und möglichst oft. Weil er nicht ständig ins Stadion gehen kann, schaut er Fernsehen. Möglichst viel und möglichst live. Premiere hat die Bedürfnisse der Fans nach Bundesliga-Fußball bislang gestillt. Das ist ab Anfang August anders. Arena hat sich die Rechte an der Liga geschnappt. Jetzt überträgt eine Unbekannte live. Was heißt das für den passionierten Fernsehfußballer? Dass er ein Problem hat, ein ziemlich großes sogar. Soll er von Premiere zu Arena wechseln, Premiere kündigen oder beide Bezahlsender abonnieren?
Arena bietet Livespiele der Bundesliga an, viel mehr aber auch nicht. Angeblich hat der Fußballneuling auch die Übertragungsrechte von vier Klubs der italienischen Serie A erworben. Doch das ist wenig für einen Preis von 14,90 Euro. Im Normalfall ist Arena sogar noch teurer. Denn Arena erreicht bislang nur in Hessen und Nordrhein-Westfalen Fußballfans per Kabel (siehe Text rechts). Für die Ballungsräume Berlin, Hamburg und München heißt es auf der Website (www.arena.tv) des Senders: „Das Programm von Arena ist bereits in vielen Regionen Deutschlands über das Kabel abrufbar. Leider ist Ihr Gebiet noch nicht darunter. Das wird sich aber sicher schnell ändern.“ Bis August, heißt es bei der Servicehotline, sei beispielsweise mit einer Kabeleinspeisung in Berlin zu rechnen: „Wir stehen in intensiven Verhandlungen mit Kabel Deutschland. Also können Sie ruhig einen Kabelreceiver bestellen.“
Ob er dem vertrauen kann, weiß der Fußballfan nicht. Im Normalfall laufen die Sender bislang nämlich nur via Satellit ein. Das kostet im Vergleich zum Kabel 5 Euro mehr im Monat. Für den Receiver, der natürlich auch extra angeschafft werden muss, sind 99 Euro zu zahlen. Wer ein zusätzliches Programmpaket („tividi“) ordert, bekommt das Gerät gratis, muss nun jedoch 19,90 Euro Grundgebühr zahlen; tividi bringt beispielsweise einen Kanal mit amerikanischem Sport ins Haus, Eurosport 2, einen Kinderkanal und ein paar Spielfilme. Freunde der gehobenen Premiere-Unterhaltung dürfte das kaum zufrieden stellen.
Premiere hat auf den Verlust der Bundesliga-Rechte prompt reagiert und die „Europaliga“ ins Sortiment aufgenommen. Hier wird Fußball aus der englischen, italienischen, spanischen oder holländischen Liga gezeigt: Arsenal gegen Manchester United statt Mainz gegen Aachen. Die Europaliga ist ein starkes Lockmittel für den Fernsehfußballer mit ästhetischem Anspruch. Außerdem zeigt Premiere alle Spiele der Champions League. Das kostet den Fußballfreund derzeit 29 Euro. Für 44,90 bekommt er auch noch den Restsport – innerhalb des Premiere-Gesamtpakets.
Zahlungskräftige Sportfanatiker haben es einfach: Sie zahlen mal eben monatlich 65 Euro für Premiere und Arena, greifen auf zwei Receiver zu und betrachten die ganze Bandbreite des flimmernden Sports, zumeist werbefrei.
Der Premiere-Kunde, der nicht auf die nationale Liga verzichten will, sollte, will er Geld sparen, kündigen. Das ist gar nicht so einfach. Die Stiftung Warentest hat sich bereits mit dem Thema, das die Puschenfußballer bewegt, befasst – und sogar ein Muster zur Kündigung auf ihre Internetseite gestellt. Fazit: „Wer ein Premiere-Paket mit ausreichend hohem Bundesligaanteil hat und sicher sein will, nicht ab August Premiere ohne Fußballbundesliga bezahlen zu müssen, sollte sofort eine Kündigung losschicken und sie mit den fehlenden Rechten für die neue Bundesligasaison begründen.“ Eine Kündigung aus besonderem Grund sei immer möglich, heißt es. Freilich wird der Kunde auf die Kulanz des Bezahlsenders hoffen müssen.
Wer das Programmpaket „Sport & Fußball live“ bestellt hat, dürfte wohl recht leicht aus dem Vertrag herauskommen, da sich der Inhalt gravierend geändert hat, sprich: die Bundesliga fehlt. Wie man es auch immer dreht und wendet: Fußballgucken in Echtzeit wird komplizierter – und teurer.