: Chinas reichster Häftling
Er ist smart, umtriebig und ging zu weit: Der chinesische Yuan-Milliardär Huang Guangyu, einst reichster Mann Chinas, wurde gestern in Peking zu 14 Jahren Haft wegen Korruption, Betrug und illegaler Aktiendeals verurteilt. Auch brummte ihm der Richter noch eine Geldbuße von umgerechnet 71 Millionen Euro auf und beschlagnahmte Häuser und anderen Besitz im Wert von 24 Millionen Euro.
Damit teilt Huang das Schicksal einer Reihe von Chinesen, die noch vor kurzer Zeit die Reichen-Liste des US-Magazins Forbes und seines chinesischen Gegenstücks, des Hurun-Reports, anführten. Bevor der 41-Jährige im November 2008 verhaftet wurde, repräsentierte er den chinesischen Unternehmer neuen Typs. Innerhalb kurzer Zeit machte er mit Spürsinn, Selbstbewusstsein und politischem Geschick ein Vermögen – die chinesische Version des amerikanischen Traums vom Tellerwäscher, der zum Millionär wird.
Der Sohn eines armen Bauern aus Guangdong verließ die Schule ohne Abschluss. Mit seinem Bruder schlug er sich in Peking durch, wo beide in den 80er-Jahren auf Märkten elektrische Geräte verhökerten. Die Staatsbetriebe bekamen nach Ende der Planwirtschaft erstmals Konkurrenz von privaten Händlern. 1987 gründete Huang die Kaufhauskette Gome, heute Chinas zweitgrößter Elektrogerätehändler. Der Konzern erwarb sich einen guten Ruf, weil er auf Service achtete. 2008 wurde Huangs Vermögen auf umgerechnet bis zu 700 Millionen Euro geschätzt.
Huang dehnte wie viele chinesische Unternehmer bald seine Geschäfte auf Immobilien aus. Er stürzte über Aktiendeals und Insidergeschäfte an den Börsen von Shenzhen und Hongkong. Dabei soll er laut amtlicher Nachrichtenagentur Xinhua zwischen 2006 und 2008 fünf Funktionäre mit umgerechnet 540.000 Euro Bargeld und anderen Vermögenswerten bestochen haben. Womöglich, so heißt es in Peking, hat er die falschen Leute geschmiert. Die „milde“ Strafe begründete das Gericht damit, dass Huang reumütig und geständig gewesen sei.
Sicher scheint: Huang, der weiter ein Drittel von Gome besitzt, dürfte auch im Gefängnis an der Spitze stehen – als reichster Häftling Chinas. JUTTA LIETSCH