„Emmas“ Appell gegen Prostitution

PROBLEM FREIER „Emma“ und zahlreiche Prominente unterzeichnen einen Appell gegen die Prostitution und fordern eine eventuelle Bestrafung der Freier. In taz-Beiträgen wird bezweifelt, dass ein Verbot den betroffenen SexarbeiterInnen hilft.

■ betr.: „Bildnisse einer Hure“,taz vom 2. 11. 13

„Menschen arbeiten in vielen schlechten Jobs ‚unfreiwillig‘ und ertragen sie nur, weil sie Geld verdienen müssen (…) Soll man solche Jobs verbieten?“

Was ist das für ein Verständnis von Arbeitsjob, der gleichgesetzt wird mit Prostitution! In einem Arbeitsverhältnis wird die Arbeitskraft verkauft, also geistige und handwerkliche Fähigkeiten; in der Prostitution (was Herabwürdigung bedeutet) stellt die Frau ihren Körper für die Männer zur Verfügung, und das setzen die grünen Frauen immer wieder gleich. Würdet Ihr das denn auch machen: eben mal auf den Strich zu gehen, um etwas Geld zu verdienen? Wahrscheinlich nicht, aber von den mehr oder weniger dazu gezwungenen Prostituierten verlangt ihr dies mit dem Argument, es gäbe eben auch schlechte Jobs! Mir graust vor Eurem Frauenbild!

Prostitution muss verboten werden, nicht zuletzt auch deshalb, damit die Männer lernen, nicht nur hinter ihrem Schwanz herzulaufen.

INGE ZELLER, Dortmund

■ betr.: „Bildnisse einer Hure“,taz vom 2. 11. 13

Prostitution lässt sich nicht verbieten, da der Sexmarkt sowieso da ist, öffentlich oder schwarz? Mit dem gleichen Argument könnte man auch Sex mit Kindern legalisieren, Pädosexuelle werden ihren Neigungen sowieso nachgehen, ob illegal im sozialen Umfeld oder legal in Thailand.

Bei der Diskussion um die Legalisierung von Sex mit Kindern hat die taz schon keine rühmliche Rolle gespielt. Thema im Jahr 2023: taz arbeitet ihre (nicht mehr nachvollziehbare und wohl dem Zeitgeist geschuldete) Rolle bei der Legalisierung der Prostitution auf?

Viele Prostituierte haben schon als Kinder Missbrauch erlebt. Eindämmung der Prostitution ist also auch Hilfe für die Opfer von damals. Aus jahrelanger Prostitution kommt wohl niemand heil an Körper und Seele raus. Das ist bei einem „schlechten Job“ hoffentlich anders, und wenn nicht, dann gibt es gesetzliche Regelungen, um Beschäftigte zu schützen. SIBYLLE EHRKE, Krefeld

■ betr.: „Prostitution“, taz-Schwerpunkt vom 4. 11. 13

Ich verfolge die Sympathie der tazlerinnen für Sexarbeiterinnen nun schon eine Weile, und ich finde eine Kriminalisierung auch nicht gut, weil die Huren sich dann nicht mehr trauen können, ihre Rechte auf körperliche Unversehrtheit oder Bezahlung geltend zu machen, ohne einen schlechten Ruf zu bekommen.

Es gibt allerdings zwei schwerwiegende Argumente, die für den Kampf gegen Prostitution sprechen, die über moralische Erwägungen hinausgehen, die auch nicht per se falsch sein müssen. Zuerst einmal muss frau die Einübung einer sexuellen Praxis, die ja dann auch im partnerschaftlichen Bett eingefordert wird, kritisieren. So kommt es mir als Sexualberaterin immer wieder zu Ohren, dass Freier sich zu Hause das Gleiche wünschen wie im Bordell oder im Porno: Sie legen sich fett auf den Rücken, betrachten die schönen Titten im Nahformat und erwarten von ihren Frauen, dass sie beim durchaus anstrengenden Ritt auf ihrem Penis, laut stöhnend „abgehen“ und schreiend zum Orgasmus kommen. Wohlgemerkt: Ohne, dass sie selbst auch nur den kleinen Finger krumm und die Frauen scharfmachen. Von Liebe ganz zu schweigen. Das heißt, die Männer verstehen nicht, dass sie bei der Nutte nur eine Theatervorstellung bekommen.

Dann zum Argument, es gäbe kein richtiges Leben im falschen und andere müssten ja auch Raubbau an ihren Körpern betreiben. Ich kann mir vorstellen, dass es Frauen gibt, die sich in der schrecklichen Situation sehen, sich verkaufen zu müssen, um an Geld zu kommen. Aber die anderen, und das sind laut taz die Mehrheit, werden dazu ja nicht gezwungen. Was also bewegt meine so bildungsaffine tageszeitung dazu, zu vergessen, dass diese Frauen durchaus in der Lage wären, einen Ausbildungsberuf zu ergreifen und diesem riskanten Beruf den Rücken zu kehren? Leute, es ist einfach das schnelle Geld, das die Frauen antreibt. BIRGIT KÜBLER, Regensburg

■ betr.: „Unantastbare Menschenwürde“, taz.de vom 6. 11. 13

Die Kritik der Autorin ist für mich nachvollziehbar, denn der Schutz der Menschenwürde kann schnell in die staatliche Bevormundung münden. Und wer hat schon das Recht die Grenzen der Moral zu setzen? Peepshow, Zwergenwurf, Suizid – haben wir nicht alle das Recht auf unser Leben, unseren Körper, unsere Gesundheit?

Jedoch sehe ich das Problem im Fall der Prostitution nicht bei der Menschenwürde, wobei diese hier eine gravierende Rolle spielt, sondern bei dem Anschein der „Freiwilligkeit“ der Prostitution. Inwiefern ist die Gesellschaft für diese „Freiwilligkeit“ verantwortlich? Ein anderes Problem ist natürlich die moralische Seite des „Körperkaufs“, die im Hinblick auf die patriarchal-sexistischen Strukturen in fast allen Gesellschaften dieser Welt nicht ausgeblendet werden darf!

DIE HEISSE BRAUT, taz.de

■ betr.: „343 selbst ernannte Machos“, taz.de vom 4. 11. 13

Ich kann mir kaum vorstellen, dass ein gesetzliches Verbot der Prostitution das gesellschaftliche Klima rund um den Sex in irgendeiner Weise verbessert, erst recht nicht, wenn man, weil das in Schweden oder hier gerade billig zu haben ist, die Konsument*innen bestraft. KOPFSCHÜTTELN, taz.de

■ betr.: „343 selbst ernannte Machos“ taz.de vom 4. 11. 13

Es ist weder juristisch noch moralisch nachvollziehbar, warum es zwei erwachsenen und mündigen Personen verboten werden sollte, sich freiwillig im ausdrücklichen und gegenseitigen Einverständnis zum Geschlechtsverkehr zu verabreden, ob nun mit oder ohne finanzielle oder sonstige Gegenleistung. Wer dies verbieten will, muss aus denselben verlogenen und prüden Moralgrundsätzen auch Sex vor und außerhalb der Ehe verbieten sowie und vor allem Homosexualität.

Das ist kein Plädoyer für Menschenhandel, Zuhälterei und Zwangsprostitution, welche aus guten juristischen, moralischen und gesellschaftlichen Gründen verboten sind.

Es ist aber ein Plädoyer gegen prüde Bigotterie und feministische Dogmen sowie deren selbst ernannten Moralaposteln und Sittenwächter der Nation, die der Gesellschaft alles vorschreiben wollen, auch die sexuelle Moral.

QUERULANT, taz.de

■ betr.: „Unantastbare Menschenwürde“, taz.de vom 6. 11. 13

Gibt es eigentlich wirklich Prostituierte, die diese Tätigkeit ohne Traumata und Verrohung gern verrichten? Und gibt es vielleicht Freier (etwa sozial Ausgegrenzte oder behinderte Menschen), die möglicherweise einfach wenige Chancen haben, ohne Prostitution sexuellen Kontakt zu anderen herzustellen? Prostitution ist noch heute ein Tabu. Man kann festhalten, dass wir alle im Arbeitsmarkt irgendwo Sklaven sind, aber ich sehe schon einen meilenweiten Unterschied zwischen der Beschäftigung als Lehrer oder als Prostituierte.

Wer seinen Körper verkaufen muss, der wird zum Ding, der wird zum Objekt, zum begehrten Fleischhaufen, zur Masturbationshilfe am lebenden Körper. Das wäre die eine Sicht der Dinge. Die andere wäre zu sagen, dass Prostitution eben vorkommt, dass sie unter Umständen viel Geld bringt, und, die Freiwilligkeit vorausgesetzt, ein normaler Beruf ist. Aber wie will man das nun entscheiden?

Eines ließe sich festhalten: Wenn der Mensch in der Lage ist, freie Entscheidungen zu fällen, dann ist er auch in der Lage, sich aktiv für oder gegen Prostitution, als FreierIn oder als ProstituierteR, zu entscheiden. Dem Staat kommt in meinen Augen durchaus die Rolle zu, den Menschen unter Umständen auch vor sich selbst zu schützen.

Die eigentliche Frage ist doch: Unter welchen Umständen ist es denkbar, dass ein Mensch die freie Entscheidung fällt, in die Prostitution zu gehen. Wenn wir diese Umstände tolerieren können, können wir die Prostitution tolerieren – oder auch nicht.

EIN PAAR GEDANKEN, taz.de

betr.: „343 selbst ernannte Machos“, taz.de vom 4. 11. 13

Eine Freundin von mir arbeitet im Rotlichtmilieu, allerdings nicht als Prostituierte, sondern um eben diesen zu helfen.

Der Großteil – um nicht zu sagen: alle, die sie kennengelernt hat – macht das nicht freiwillig. Leider sind die Frauen so sehr von den Zuhältern eingeschüchtert, dass sie sich nicht trauen zur Polizei zu gehen.

Es gab sogar Fälle, da wurde Hilfe seitens des Staats abgelehnt, weil die Frau sich in keiner Form ausweisen oder etwas beweisen konnte.

Ein Cousin von mir arbeitet als Polizist. In seinem Bezirk gibt es ein Bordell, bei dem die Polizei weiß, dass Menschen- und Waffenhandel darüber geführt wird. Allerdings fehlen die Beweise, und die Frauen sagen nicht aus. Wäre Zuhälterei verboten, wäre dieser Laden schon längst hochgenommen und die Verantwortlichen verhaftet.

Willkommen in der Realität.

Wer hier lautstark gegen solche Verbote plädiert, dem empfehle ich, sich mal ausführlich mit dem Thema zu beschäftigen. Aus der Ferne ist alles nicht so schlimm.

Mit Prostitution geht Menschenhandel einher, geht Kriminalität einher. Deshalb begrüße ich Verbote in jeder Hinsicht zu diesem Thema. Nicht, weil ich denke, dass dies besonders verwerflich sei und an den Pranger gehört, sondern weil dieses System auf Ungerechtigkeit und Missbrauch basiert.

OPA KRUSE, taz.de