: Der Gezeiten-Tanz
Pina Bausch war schnell: Das neue Stück der Wuppertaler Choreografin hat schon einen Titel: „Vollmond“
Viel Wasser spritzt über Bühne. Klatschnasse TänzerInnen wüten bei „Vollmond“ durch einen Fluss. Diesmal überraschte die Choreographin Pina Bausch ihre Anhänger: Anders als in den Vorjahren hat die Wuppertalerin ihrem neuen Tanzabend schon zur Uraufführung einen Titel gegeben. Dies ist ein Zeichen für den Abschluss der Probenphase, der bei Bausch sonst oft erst lange nach der Uraufführung liegt. Der neue Abend dauert knapp drei Stunden und thematisiert innere Abläufe im menschlichen Bewusstseins wie etwa die Suche nach Zuneigung und Partnerschaft. Das Publikum bejubelte die Uraufführung im ausverkauften Schauspielhaus.
Vollmond“ ist ein eher kleines Stück, das Ensemble besteht aus nur zwölf Tänzerinnen und Tänzern. Die Musik kommt aus der Konserve, eine Mischung aus E- und U-Musik, Kompositionen von Cat Power über Tom Waits bis Alexander Balanescu. Bühnenbildner Peter Pabst hat die Bühne im Wuppertaler Schauspielhaus schwarz ausgeschlagen, rechts liegt ein mächtiger, tonnenschwerer Findling. Nur wer genau hinschaut sieht im hinteren Bühnen-Drittel die Wasserrinne.
In knapp drei Stunden entfaltet das Ensemble dort etwa 50 Szenen. Die meisten sind kurz, nur selten ist Raum für lange Soli. Immer wieder fiel während „Vollmond“ Regen, die Tropfenschleier wirken ästhetisch im Scheinwerferlicht, reizvoll vor allem als Folie. Zum Schluss sind alle zwölf Tänzer auf der Bühne – aber keiner nimmt Kontakt auf mit einem anderen, jeder schließt sich ab: Trotz spielerischer und heiterer Szenen dominiert der Ernst. Höhepunkte des Abends werden Soli von Ditta Miranda Jasjfi und Dominique Mercy. Sie bekommen in Wuppertal spontan Szenenapplaus. DPA
Karten: 0202-5694444