DER RECHTE RANDWie die „Freien Kameraden“ in der Lüneburger Heide auftreten
: Schmierereien und Schläge

Auf der Website der „Snevern Jungs“ sind verschiedene Schokoküsse abgebildet. Neben dreien, die mit Stoppschildern kombiniert sind, stehen die Bezeichnungen „Mohrenkopf“, „Negerkuss“ und „Bimboschmatzer“. Das vierte Bild, hervorgehoben mit einen Vorfahrtsschild, trägt den Titel „Mit Schokolade überzogene Schaumzuckerware mit Migrationshintergrund“.

Gern macht sich die Kameradschaft lustig über das, was sie unter „political correctness“ versteht. Ansonsten trete die rechtsextreme Szene im Heidekreis Soltau-Fallingbostel „massiver, aber auch militanter auf“, sagt Charly Braun vom DGB-Regional- und Kreisvorstand. Der grüne Bundestagsabgeordnete Sven Kindler stimmt zu: „Seit längerem häufen sich die Übergriffe.“

Vergangenen Samstag protestierten in Walsrode rund 300 Menschen gegen die erstarkende Szene aus NPD und Kameradschaften. In der Nacht zum 8. Mai hatten Neonazis, so Braun, im örtlichen Jugendzentrum Scheiben eingeschmissen und das Graffito „Jetzt kommt unser Zug“ hinterlassen. Die Schmiererei dürfte auf die Veranstaltungsreihe „Zug der Erinnerung“ anspielen, in deren Rahmen dort am Tag der Befreiung ein Antifa-Konzert stattfand.

Die „Snevern Jungs“ aus dem 40 Kilometer entfernten Schneverdingen sind mit ihren Kameraden in Walsrode bestens bekannt. Braun zufolge treten die „Snevern“ bemüht bürgernah auf, während die „Walsroder“ nicht nur im Verdeckten „schmieren und schlagen“: Nazi-Symbole fanden sich bereits an den Wänden der Berufsbildenden Schule sowie dem Gemeindehaus der Zeugen Jehovas. Unlängst, sagt Braun, haben örtliche Neonazis anderen Jugendlichen aufgelauert.

Der Abgeordnete Kindler möchte nichts beschönigen. Immerhin, sagt er, führe der jüngste Angriff auf das Jugendzentrum aber dazu, „dass die rechtsextremen Aktivitäten nicht mehr verschwiegen werden“.

Hinweis:ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland