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Archiv-Artikel

RAG macht sich schön für den Börsengang

In einem Jahr will der Essener RAG-Konzern an die Börse. „Überflüssiger Ballast“ soll abgeworfen werden, die Kernsparten werden gestärkt. Zweifel am wirklichen Wert des Unternehmens bleiben dennoch bestehen

ESSEN taz ■ Der Essener RAG-Konzern macht sich schlank für den Börsengang. Wie am Wochenende bekannt wurde, will sich der Mischkonzern in Zukunft auf drei Kernbereiche konzentrieren. Dazu gehören die Chemie-Tochter Degussa, der Kraftwerkbetreiber Steag und die Wohnsparte RAG-Immobilien. Aus diesem Grund sollen die Geschäftsfelder Gebäude-Management und Gewerbeimmobilien verkauft werden. Außerdem soll die Hälfte der RAG-Anteile am Hersteller von Bergbautechnik DBT veräußert werden. Der RAG-Konzern bestätigte das Vorhaben gestern.

Gleichzeitig wolle der Konzern die Wohn-Immobilien-Sparte stärken. Bislang gehören der RAG Tochter RAG-Immobilien 80.000 Wohnungen, etwa 73.000 Wohnungen der Gelsenkirchener Treuhandstelle GmbH (THS) sollen hinzukommen. RAG-Konzernchef Werner Müller hatte bereits im vergangenen Jahr sein „Interesse“ im Falle eines Börsengangs signalisiert – mit einer kleinen Spitze: „Wieso sollen wir etwas kaufen, was uns sowieso schon gehört“, sagte Müller auf der Bilanzpressekonferenz für das Geschäftsjahr 2004/2005. Neben der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie (IGBCE) und gehören auch dem RAG-Konzern Anteile der THS. RAG-Sprecherin Barbara Müller wollte das Vorhaben nicht weiter kommentieren.

„Für die Mieter erwarten wir im Falle eines Verkaufs keine wesentlichen Veränderungen“, sagte Helmut Lierhaus, Sprecher des Mieterforums Ruhr. Die Wohnungen blieben zumindest in öffentlicher Hand. Die Frage sei nur: „Wie stabil ist die RAG nach einem eventuellen Börsengang?“

Zweifel bleiben: „Es gibt keine verlässlichen Zahlen, was auf die öffentliche Hand zu kommt“, sagte Rainer Priggen, energiepolitischer Sprecher der Grünen im Landtag zur taz. Die RAG plant den Börsengang für 2007, doch bislang gibt es keine Auskünfte über Altlasten und Wert des Konzerns. Das Bundeswirtschaftsministerium werde dazu im Auftrag der Landesregierung ein Gutachten ausschreiben, so Priggen „doch mit einem Ergebnis ist nicht vor Anfang 2007 zu rechnen“. Dennoch geht die RAG davon aus, dass der Zeitplan eingehalten werde: „Wir wollen im II. Quartal 2007 an die Börse“, so Konzern-Sprecherin Müller. Die Gespräche mit der Politik verliefen auf konstruktiver Basis.

Auf dem Weg an die Börse muss der Konzern den so genannten „Schwarzen Bereich“ der Deutschen Steinkohle AG (DSK) abstoßen. Die staatlich subventionierte, defizitäre DSK soll in eine Stiftung überführt werden. In diesem Fall könnte der so genannte „weiße Bereich“ an die Börse. Was dieser aber Wert ist weiß niemand. Internen Schätzungen zu Folge stehen sieben Milliarden Euro an Werten rund elf Milliarden an Altlasten gegenüber. „Der Bergbau schlägt hier zu Buche“, sagte Priggen.

Die Eigentümer des RAG-Konzerns haben signalisiert, ihre Anteile zurück zu geben – für den symbolischen Preis von einem Euro. ThyssenKrupp hat dies bereits getan, RWE und Eon wollen folgen. Ein Gutachten soll letzte Klarheit bringen. Danach kann der RAG-Konzern entscheiden, ob er seinen „weißen Bereich“ komplett, oder die Sparten Chemie, Kraftwerke und Immobilien einzeln an die Börse bringt.

HOLGER PAULER