DAILY DOPE (652)

Es wird wieder über Mike Tyson geredet. Die Autobiografie des ehemaligen Boxers, der 20 war, als er Schwergewichtsweltmeister wurde, ist auf Deutsch erschienen. „Unbestreitbare Wahrheit“ heißt das Buch über den schnellen Aufstieg und den langen Absturz des Boxers. Der vielleicht fieseste Typ, der je den Weltmeistertitel gewonnen hat, der die Frau, die er vergewaltigt hat, wofür er über drei Jahre im Gefängnis saß, schon mal als „jämmerliche Drecksau“ bezeichnet, ist ein Dopingbetrüger. Auch das ist eine der unbestreitbaren Wahrheiten, die in den Erinnerungen ausgesprochen werden. Tyson, heute 47 Jahre alt, behauptet, regelmäßig high in den Ring gestiegen zu sein – völlig berauscht von Marihuana. Das ist auch im Boxsport nicht erlaubt. Und doch wurde in dem Urin, den Tyson nach den Kämpfen abgeben musste, nur einmal THC nachgewiesen. 200.000 Dollar Strafe musste er bezahlen, weil er nach dem Kampf gegen den Polen Andrzej Golota positiv getestet wurde. An diesem Tag hatte Tyson wohl seinen Fake-Penis vergessen. Normalerweise, so steht es in seinem Buch, hat er den Kontrolleuren aus einem Plastikschläuchlein, das er als „Whizzer“ bezeichnet, fremden Urin in den Becher gespritzt.

Derartige Methoden werden bis heute zur Anwendung gebracht. Der italienische Langstreckenläufer Devis Licciardi ist indes erwischt worden, als er aus einem falschen Penis Wasser gelassen hat. Die Anti-Doping-Einheit beim Nationalen Olympischen Komitee von Italien hat zweieinhalb Jahre Sperre für den linken Läufer gefordert. Mike Tyson ist nie gesperrt worden. Wäre auch echt ungerecht gewesen. „Man hätte mir eigentlich einen Bonus geben müssen“, schreibt er, das Kraut habe seine Aggressionen doch eher gebremst als gefördert.