wohin heute? : Vom Glück auf der Straße
Manchmal ist der Bayerische Rundfunk durchaus revolutionär. 1982 zum Beispiel: Damals kam der Filmemacher Franz Xaver Gernstl daher und wollte Geld für ein Filmprojekt, das darin bestand, einfach loszufahren. Im VW-Bus wollte Gernstl zusammen mit Kamera- und Tonmann ohne konkretes Ziel raus auf die Landstraßen, in die Kleinstädte und Dörfer, um dort alle möglichen Leute zu treffen und die Begegnungen zu filmen. Und der Bayerische Rundfunk? Der finanzierte das Projekt. Entstanden ist so die Reihe „Gernstl unterwegs“, die im Jahr 2000 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet worden ist.
1.400 Stunden Filmmaterial hat Gernstl in 23 Jahren Reisetätigkeit produziert. Nun ist er noch einmal in den Schnittraum gegangen und hat aus den besten Momenten den Film „Gernstls Reisen – Auf der Suche nach dem Glück“ gemacht.
Gernstl setzt anfangs noch völlig auf Zufallsbegegnungen, besucht später aber gezielt Leute, über die im jeweiligen Dorf bereits geredet wird: Da ist der Unfallchirurg, der auf seinem Grundstück einen Gnadenhof für Tiere eingerichtet hat. Oder der ehemaligen Theologe, der jetzt Käser ist und mit den Bakterien kommuniziert. Oder zwei alte Eheleute, die unablässig aufeinander rumhacken und dabei sehr glücklich wirken.
Gernstls Trick: Er kommt immer unangemeldet und macht keine Interviews, sondern lässt die Leute einfach reden. Das geschieht oft in hartem süddeutschen Dialekt. Aber das Anliegen des Films vermittelt sich trotzdem: Gernstl feiert die Menschen, indem er sich selbst als Reporter zurück nimmt. KLI
ab heute in Abaton und Zeise