: Glamour, Glanz und Annehmlichkeiten
WULFF + WULFF Einst zelebrierte sich der ehemalige Präsident mit seiner Ehefrau Bettina als Traumpaar
HANNOVER taz | Sie seien „so ein junges, tolles Präsidentenpaar“ gewesen, soll Christian Wulff dem Stern zufolge erst kürzlich gesagt haben. Ein Paar, das sich gern zeigte und inszenierte. Ob beim Latte macchiato im Garten des Familiensitzes in Großburgwedel oder beim sonntäglichen Waldspaziergang – die Presse war bei Bettina und Christian Wulff stets dabei.
Jeder schnöde Landes- oder Bundespresseball, jeder Staatsbesuch wurde zum großen Auftritt. Mit seiner ersten Frau Christiane an der Seite hatte Wulff 2003 noch als Biedermann das Amt des niedersächsischen Ministerpräsidenten angetreten. Mit Bettina, mit der er sich ab 2006 zeigte und 2010 ins Bundespräsidialamt nach Berlin wechselte, gab er das „Glamour-Paar“ des Boulevards. Die Bunte kürte Bettina prompt zur „neuen Traumfrau“.
Man genoss nicht nur die Nähe zu Promis und vermögenden Freunden, sondern auch die damit verbundenen Annehmlichkeiten. Schon ihre Hochzeitsreise verbrachten die Wulffs 2008 im Ferienhaus eines befreundeten Versicherungsunternehmers in Italien. Es war eine Zeit, in der der damalige Ministerpräsident finanziell klamm war: Mehrfach sei Wulffs Konto tief im Minus gewesen, gibt die Sparkasse Osnabrück in der ARD-Doku „Absturz – Die Akte Christian Wulff“ zu Protokoll.
Fußball und Springsteen
Auf Capri und Sylt ließ sich das Paar vom Filmunternehmer David Groenewold zu Abendessen einladen. 2008 übernahm Groenewold auch einen Teil der Kosten für den Oktoberfestbesuch der Wulffs – und steht im Korruptionsprozess nun als Mitangeklagter neben Wulff vor Gericht.
Glamour gibt es für Christian Wulff heute nicht mehr. Die Ämter sind weg, Bettina seit Jahresanfang auch. Der Klinkerbau in Großburgwedel bei Hannover ist verkauft, er wohnt jetzt in einer Dachgeschosswohnung in Hannover-Waldhausen. Knapp 220.000 Euro Ehrensold bekommt er als zurückgetretener Bundespräsident im Jahr, zudem ein Büro und einen Dienstwagen samt Fahrer. In die Öffentlichkeit wagt er sich nur selten: mal in die Ehrenloge bei Hannover-96-Spielen, mal zum Edel-Italiener oder ins Theater. Mit Bettina sah man ihn nach der Trennung zuletzt im Mai bei einem Bruce-Springsteen-Konzert.
Zukunft ungewiss
Ein paarmal ist Wulff seit seinem Rücktritt als Redner aufgetreten, meist zum Thema Integration. Doch wie es beruflich und politisch auf lange Sicht weitergeht, dürfte vor allem der Prozess entscheiden – und die Frage, ob er mit Verurteilung oder Freispruch endet. In Urlaub fährt Wulff unterdessen offenbar noch gerne. In Thailand, auf Capri und Mallorca soll er dieses Jahr gewesen sein. Seinen Italienurlaub verbrachte er zeitweise mit dem niedersächsischen Linken-Spitzenkandidaten Diether Dehm, der sich derzeit als einer der größten Wulff-Verteidiger gibt.
Leichter scheint der Gang in die Öffentlichkeit Wulffs Noch-Frau Bettina zu fallen. Eine eigene PR-Agentur gründete sie schon 2012. Die Entfremdung von ihrem Mann sezierte sie in einem eigenen Buch. Im Oktober moderierte sie im grellen Neonkleid einen Event-Gottesdienst der Inneren Mission in Hannover und nutzte das diesjährige Oktoberfest gleich für ein „Liebes-Outing“ mit ihrem neuen Begleiter, dem Unternehmer Stefan Schaffelhuber. Wie die Bunte berichtete, trug Bettina Wulff die Dirndl-Schleife rechts; das bedeute: „Ich bin vergeben.“
Christian Wulff dagegen wird im Stern nicht nur mit Schwärmereien über das „tolle Präsidentenpaar“ von einst zitiert. Er erklärte, er liebe seine Frau „noch immer.“ TERESA HAVLICEK