General Globetrotter in Geltow

General Karlheinz Viereck, der die EU-Mission im Kongo (Eufor) leiten soll, wird bei den täglichen Abläufen vor Ort nur virtuell präsent sein: Die Einsatzzentrale der Mission liegt nicht in Kongos Hauptstadt Kinshasa, sondern in Geltow bei Potsdam. Als erster deutscher Kommandeur eines EU-Truppeneinsatzes hat Viereck dennoch eine besondere Verantwortung: Es geht darum, die Führungsqualitäten der Bundeswehr unter Beweis zu stellen – im europäischen Rahmen und im afrikanischen Kontext.

Für beides ist der 55-Jährige Generalleutnant Viereck, der erst ab 1. April zum Leiter des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr in Potsdam bestellt worden war, eine nahe liegende Wahl – und für die EU eine interessante. Denn seine offizielle Karriere in der Luftwaffe ab 1974 führte ihn in die Führungsebene der Nato, der die EU mit ihren Militäreinsätzen zunehmend Kokurrenz macht. 2000–2003 war Viereck stellvertretender Stabschef und „Director of Operations“ im Nato-Hauptquartier Nord in Norwegen, bevor er Kommandeur der 4. deutschen Luftwaffendivision in Aurich wurde und 2005 nach Potsdam wechselte. Geboren wurde Viereck 1951 in Kassel, seine Flugausbildung begann er 1972 in den USA, und Lehrgänge absolvierte er außer in Deutschland auch in Dänemark.

Hinter diesen Stationen verbergen sich zahlreiche Aktivitäten mit europäischem und afrikanischem Hintergrund. Seine Luftwaffensoldaten aus Aurich unterstützten Ende 2005 im sudanesischen Darfur eine Woche lang logistisch die dortige Friedenstruppe der Afrikanischen Union, und im April 2005 leitete Viereck die Evaluierung der Militärübung „European Challenge“ – das erste große gemeinsame EU-Manöver, mit 3.500 Soldaten aus 24 Nationen. Dabei ging es darum, nach dem Scheitern einer EU-Beobachtermission für die Einhaltung eines Friedensabkommens militärisch die Trennung von Konfliktparteien sowie die Durchsetzung von See- und Flugverbotszonen und UN-Sanktionen durchzusetzen. Das Manöver wurde als Modell für die künftige Zusammenarbeit europäischer Armeen dargestellt. Dort lernte Viereck auch den Franzosen Christian Damay kennen, der bei Eufor in Kinshasa die operative Führung übernehmen wird.

Praktisch geübt wurde bei „European Challenge“ vor allem das Evakuieren. Das könnte im Kongo, wo Evakuierung als wichtigste Aufgabe des deutschen Kontingents genannt wird, noch wichtig werden. Und wenn europäische Truppen auch in Darfur einmal aktiver werden sollten, was Militärplaner derzeit nicht ausschließen, werden auch dort Vierecks Erfahrungen von Nutzen sein.

DOMINIC JOHNSON