: Gymnasium erst ab Februar
SOZIALES Die CDU fordert mehr Schulplätze für minderjährige Flüchtlinge. In der Tat sind die Vorkurse teils so voll, dass an manchen Schulen momentan niemand mehr aufgenommen werden kann
Sylvia Pfeifer, Verein „Fluchtraum Bremen“
Zwanzig Ausbildungsplätze will Bremen jugendlichen Flüchtlingen anbieten – das behauptet zumindest Sigrid Grönert, Abgeordnete der CDU-Bürgerschaftsfraktion. Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne) habe das versprochen. „Aber stattdessen“, sagt Grönert, „sollte der Senat sich lieber darum kümmern, dass minderjährige Flüchtlinge einen Schulabschluss machen können.“ Das sei in Bremen nämlich kaum möglich.
Lediglich zwei Stunden Deutschunterricht pro Tag bekämen die Jugendlichen in der Zentralen Flüchtlings-Aufnahmestelle (Zast), „obwohl sie dort monatelang bleiben“, sagt Grönert. In der Tat ist die Aufenthaltsdauer in der Zast viel zu lang. Lediglich ein paar Tage sollte sie betragen, bevor die Minderjährigen in Einrichtungen oder Pflegefamilien kommen.
„Bremen ist momentan überfordert“, sagt Sylvia Pfeifer. Sie arbeitet beim Verein „Fluchtraum Bremen“ und hat an einer im August erschienenen Evaluation über die Beschulungssituation unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge in Bremen mitgewirkt. Die in der Zast Untergebrachten gingen freilich mittlerweile alle zur Schule – nur die Neuankömmlinge bekämen lediglich die von Grönert erwähnten zwei Stunden Deutschunterricht pro Tag. „Bei denen dauert es momentan auch etwas länger, bis sie an einer Schule angemeldet sind“, sagt sie. Aufgrund der Vielzahl unbegleiteter Minderjähriger kämen deren zuständige Amtsvormünder derzeit nicht schnell genug mit den Anmeldungen hinterher. Das Problem sei aber vor allem ein strukturelles: „Die Zast ist so überfüllt und laut, dass die Jugendlichen keine Ruhe haben, um Hausaufgaben zu machen.“ Auch das Essen dort entspreche nicht ihren Bedürftnissen. Und die Kapazitäten der Schulen im Einzugsbereich seien ausgeschöpft.
Das einzige Bremer Gymnasium, das Oberstufen-Kurse für Flüchtlinge anbietet, kann niemanden mehr aufnehmen. Auch nicht die Allgemeine Berufsschule am Steffensweg, die ein Drittel der Jugendlichen besucht. Hier soll, sagt die Bildungsbehörde, allerdings im Dezember ein weiterer Kurs geschaffen werden, und ab Februar wird es zusätzliche Sekundarstufe-I- sowie Oberstufen-Kurse geben.
„Frau Stahmann hat keine zwanzig Ausbildungsplätze versprochen“, sagt Bernd Schneider, Sprecher der Sozialbehörde. „Aber tendenziell wollen wir gern welche und arbeiten auch an Ideen für mögliche Förderungen.“ Das sei sinnvoll und allemal konstruktiver als die Kritik der CDU. Die hatte erst im August vorgeschlagen, minderjährige Flüchtlinge doch einfach in andere Bundesländer weiterzuschicken. SCHN