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Archiv-Artikel

Die üblichen Bedenken

MUSLIME OHNE SEELSORGE

Bei allen vertrauensbildenden Maßnahmen bleiben Muslime eins: Muslime nämlich

Es ist überhaupt nicht komisch. Gelacht wurde trotzdem auf der Pressekonferenz bei der Islamischen Föderation Berlin (IFB) am Donnerstagnachmittag. Es ging um das Projekt zur Ausbildung muslimischer Gefangenenseelsorger, das von der Senatsjustizverwaltung nun gekippt wurde, weil der Verfassungsschutz Bedenken gegen „zentrale Personen“ des Projektes geäußert hat. Um welche Personen und welche Art von Bedenken es geht, erfuhren die Betroffenen bislang nicht.

Und doch: Gelacht wurde trotzdem. Etwa als Imran Sagir von der Arbeitsgemeinschaft Muslimische Gefangenenseelsorge erzählte, dass das Projekt bereits seit drei Jahren in Planung sei. Dass die TeilnehmerInnen der dann Ende 2012 durchgeführten Seelsorgerschulung von Polizei und Verfassungsschutz überprüft würden, sei allen klar gewesen, so Sagir: „Auch wir wollten das. Wir haben es allerdings für sinnvoller gehalten, das vor der Ausbildung zu tun.“ Das hätten die Behörden aber nicht hinbekommen.

Warum auch: Sie wussten ja eigentlich ganz gut, mit wem sie zusammenarbeiten. Sechs der acht „zentralen Personen“ des Projekts, für das sich verschiedene muslimische Organisationen zu der Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen haben, säßen auch im Islamforum, sagt Sagir. Das Forum wurde vor acht Jahren gegründet, zur Vertrauensbildung zwischen Muslimen und Behörden. Neben Vertretern muslimischer Vereine sitzen dort Senatsverwaltungen, die Polizei. Und der Verfassungsschutz. Projekte wie die Fortbildung von Imamen oder Antigewaltkampagnen seien dort entstanden – „vor allem aber kurze Drähte“, sagt Burhan Kesici von der IFB: „Man kennt die Ansprechpartner auf beiden Seiten.“

Genützt hat das offenbar nichts. „Auch wir seit Jahren im Dialog aktiven Muslime und unsere Vereine stehen anscheinend nach wie vor unter Generalverdacht“, so Kesici. Ein Gespräch mit Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) am Mittwoch soll die Lage klären helfen. Ob das aber etwas bringt, ist fraglich. Denn bei allen vertrauensbildenden Maßnahmen bleiben Berlins Muslime eins: Muslime nämlich. Und das ist, muss man fürchten, in den Augen von Politik und Sicherheitsbehörden wohl das eigentliche Problem. ALKE WIERTH