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Archiv-Artikel

Hilfe hilft dem Image der Bundeswehr nicht

AFGHANISTAN Afghanen finden Wasser und Straßen gut, aber deswegen noch nicht die Nato-Truppen

BERLIN taz | Entwicklungshilfe ist schon in Ordnung – aber die Akzeptanz der internationalen Truppen in Afghanistan fördert sie nicht. Zu diesem eher vernichtenden Urteil über die deutsche Afghanistanstrategie kommt niemand anders als das Entwicklungsministerium (BMZ) selbst. In einer mit der Freien Universität Berlin erarbeiteten, seit 2006 laufenden Evaluationsstudie hat das BMZ im März 2009 exakt 2.132 Haushaltsvorstände in Nordafghanistan befragen lassen, wo die Bundeswehr die Verantwortung für den Isaf-Einsatz trägt. Auch in der Problemprovinz Kundus waren die Frager unterwegs.

Im Vergleich zu 2007 stellen die Forscher fest, dass die Befragten die Verbesserungen durch Entwicklungshilfe bemerken und gutheißen: Straßen, Trinkwasser, Schulen und teils auch Elektrizität kommen an. Doch die Einschätzung der Quellen dieses Fortschritts unterscheidet sich erheblich von 2007.

Positiv im Sinne des gewünschten afghanischen Staatsaufbaus ist, dass die Afghanen die Verbesserungen zu einem gut Teil auch ihrer Regierung zuschreiben.

Das allgemeine Bedrohungsgefühl wächst

Problematisch ist, dass gleichzeitig das Vertrauen in die Entwicklungsorganisationen geschwunden ist: Inzwischen geben 40 Prozent der Befragten an, die Helfer bedrohten lokale und islamische Werte. Die Haltung gegenüber den Isaf-Truppen hat sich sogar stark verschlechtert. 30 Prozent der Bevölkerung fühlen sich von den internationalen Streitkräften bedroht; im Jahr 2007 waren das nur 5 Prozent.

Einen „allgemeinen und dramatischen Anstieg“ beobachteten die Forscher 2009 bei dem Bedrohungsgefühl der Leute. 2007 fühlten sich weniger als 4 Prozent stark bedroht, 2009 über 46 Prozent – vor allem durch kriminelle Banden, Milizen und Taliban. Gegenüber 80 Prozent im Jahr 2007 denken nur noch knapp über 60 Prozent, dass die Isaf zur Sicherheit beiträgt. Über 25 Prozent glauben inzwischen, dass die Isaf unnütz ist – doppelt so viele wie 2007.

Die stets weiter aufgestockte Entwicklungshilfe, resümieren die Autoren, „hatte keinen Einfluss auf die Haltung gegenüber den auswärtigen Truppen“. Diese Haltung hänge eher davon ab, wie sicher sich die Befragten fühlten. „Mehr Hilfe reduziert die Bedrohung nicht.“

Nicht nur für die Bundesregierung, auch für Entwicklungshelfer birgt die Erhebung schwierige Botschaften. Die Organisationen betonen seit Jahren, dass sie nichts von der „zivil-militärischen Kooperation“ halten, die von der Bundesregierung stets gefordert wird. Sie wollen mit der Bundeswehr nichts zu tun haben, da ihre Glaubwürdigkeit und Sicherheit sonst litten. Die Forscher erklären jedoch: Dafür „liefern unsere Daten keine Beweise“. Die zunehmend negative Wahrnehmung der Entwicklungshelfer „scheint nicht durch die wachsende negative Wahrnehmung der ausländischen Truppen bedingt zu sein“.

ULRIKE WINKELMANN