: 30 Prozent sind utopisch
betr.: „Demo der Praxisärzte“, taz nrw vom 20.5.2006Wenn man bedenkt, dass Arbeitnehmer froh sein können, wenn sie 2 bis 3 Prozent Lohnerhöhung bekommen und dies fast mit einem Bittgang, ist diese Forderung von 30 Prozent schon fast utopisch. Das Einzige, was man akzeptieren kann, ist die Arbeitszeit, diese stellt auch eine Gefahr für den Patienten dar.
Im Gegensatz zu den anderen Gewerkschaften ist das Verhalten des Hartmannbundes jedoch beispielhaft. Hätten die Gewerkschaften in den letzten 20 bis 25 Jahren in dieser Form hinter den Arbeitnehmern gestanden, wäre die Sozialstaatsdemontage der Kohl- sowie der Schröder-Regierung nicht so einfach gewesen. Stattdessen haben sich die Arbeitgebervertreter selber zu den absoluten Ja-sagern degradiert und die Abschaffungen nahezu aller sozialer Errungenschaften wort- und tatenlos hingenommen.
Auch wenn es sich wie ein Argument gegen die Reisefreiheit aus dem zerschlagenen Sozialfaschismus des europäischen Osten sowie des real-existierenden Sozialismus der VR China anhört: Die abwanderungswilligen Ärzte sollten auch bedenken,dass sie eine teure Ausbildung zu Lasten des Steuerzahlers genossen haben und dass eine solche Ausbildung in der internationalen Welt nicht unbedingt selbstverständlich ist bzw. in den USA, dem vermeintlichen Mekka der Wissenschaftler, zum größeren Teil von ihnen selbst hätte bestritten werden müssen. Mit einer solchen Politik wird dem medizinischen Notstand keine Abhilfe getan. GEORG DOVERMANN, Bonn