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Archiv-Artikel

diese woche wird wichtig für … Liz Mohn

Von STG

Weil die Bertelsmann-Chefin ihren ungeliebten belgischen Miteigentümer Albert Frère von seinen Börsenplänen abbringen will

Liz Mohn muss heute ran. Denn man trifft sich im Gesellschafterkreis der Bertelsmann-AG. Anders als bei anderen Großunternehmen muss dazu aber keine Halle angemietet werden, die Lage ist höchst übersichtlich. Bertelsmann ist – bitte nicht missverstehen – schließlich eine Familienklitsche im besten Sinne. Das Sagen hat die Familie Mohn, vertreten durch die Eignergattin. Doch seit ein paar Jahren sitzt da noch jemand mit am Tisch: Albert Frère – belgischer Baron, Medienunternehmer und Finanzriese.

Ihm gehören seit der Komplettübernahme der RTL-Sender durch Bertelsmann 25,1 Prozent der bislang nicht börsennotierten AG. Doch genau da will Frère hin: Er möchte seinen Konzernanteil auf dem Börsenparkett versilbern.

Doch ein Börsengang – wenn auch nur mit einem kleinen Teil des Konzerns – ist für die Mohn’schen Konzernstrategen Teufelswerk. Schuldenmachen aber dummerweise genauso. Schließlich versteht sich Bertelsmann als patriarchal-sozialistischer Musterbetrieb mit gemeinwohlorientierter Gesinnung. Mitarbeiter werden am Unternehmensergebnis beteiligt, statt Shareholder-Value ist die Mohn’sche Leitkultur oberstes Gebot. Bankverbindlichkeiten passen wirklich nicht dazu. Doch die dürften fällig werden, wenn Liz Mohn heute in den Verhandlungspoker geht.

Schließlich geht es um Beträge, die nicht einmal der größte deutsche Medienkonzern aus der Portokasse bezahlt. Die Financial Times Deutschland beziffert den Preis für Frères Anteilspaket auf 3,5 bis 4 Milliarden Euro. Mindestens eine Investmentbank arbeite bereits daran, für Bertelsmann einen entsprechenden Kredit zu organisieren. Dass die Banken mitziehen, gilt als sicher, denn wirtschaftlich geht es dem Medienhaus blendend: Bertelsmann verbuchte 2005 bei einem Umsatz von 17,9 Milliarden Euro einen Konzerngewinn von 1,04 Milliarden Euro.

Und wenn das alles vorbei ist, Bertelsmann nicht an die Börse geht, sondern in Ostwestfalen bleibt, kann Liz Mohn endlich wieder das sein, was sie am Besten kann: die Königin von Gütersloh. STG