: Ärzten reicht Ver.di-Ergebnis nicht
Marburger Bund lässt den zwischen Gewerkschaft und Ländern ausgehandelten Tarifvertrag nicht für sich gelten: Das letzte Angebot der Bundesländer war besser
MAGDEBURG dpa ■ Mit einem Konfrontationskurs gegen die Gewerkschaft Ver.di und weiteren Streiks will der Marburger Bund (MB) den Potsdamer Tarifkompromiss von seiner Klientel fern halten. Der Vorsitzende der Organisation der Klinikärzte, Frank Ulrich Montgomery, warnte bei der MB-Hauptversammlung in Magdeburg davor, den Vertrag für den öffentlichen Dienst der Länder auf die Ärzte an Universitäts- und Landeskrankenhäusern zu übertragen. „Dann brennen die deutschen Universitätskliniken, und der Brandstifter heißt Möllring“, sagte er am Samstag.
Nach der mühsamen Einigung am Freitagabend in Potsdam hatte der Verhandlungsführer der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL), Hartmut Möllring, von den Ärzten verlangt, den mit Ver.di und dem Beamtenbund dbb ausgehandelten Kompromiss zu akzeptieren. Montgomery widersprach: Ver.di habe mit etwa 600 Medizinern kein Mandat für die Klinikärzte. „Wir haben uns nicht umsonst von dieser Riesengewerkschaft getrennt.“
Früher hat der MB die Ärzteinteressen von Ver.di mit vertreten lassen – seit er aber weit höhere Forderungen stellt und dafür streiken lässt, hat der MB viele tausend Mitglieder gewonnen. Von den rund 120.000 Klinikärzten sind nach eigenen Angaben jetzt 107.000 beim MB.
Vom 29. Mai an soll der seit neun Wochen dauernde Arbeitskampf unvermindert fortgesetzt werden. Während einer „Streikruhe“ in dieser Woche werden aber verschobene Operationen nachgeholt. Nur an vier Unikliniken in Baden-Württemberg wird diese Woche weitergestreikt.
Der Potsdamer Abschluss sehe eine 42-Stunden-Woche für Ärzte vor, monierte Montgomery. Auch gebe es keine Einmalzahlungen, keine Feiertagszuschläge bei Bereitschaftsdiensten sowie weniger und spätere Gehaltssteigerungen als im vorherigen Angebot der TdL. „Das ist ein unanständiges Angebot und eine Politik der Akademiker- und Leistungsfeindlichkeit.“
Mit dem Kompromiss hatten TdL, Ver.di und dbb den schweren Tarifstreit im öffentlichen Dienst nach 14 Wochen beendet. Allerdings wird teils weitergestreikt, bis der Kompromiss per Urabstimmung bestätigt ist. Ver.di-Chef Frank Bsirske nannte den Abschluss eine „Gesamtlösung für alle Beschäftigten“. Er werde auch den berechtigten Interessen der Mediziner gerecht. Was der Marburger Bund betreibe, sei ein „kompromisslos durchgezogener Egoismus einzelner Gruppen, die weder nach rechts noch links blicken“.