hört auf den Sound der Stadt

THOMAS MAUCH

Vor Kurzem erst, mit einem Kollegen plaudernd, ging es mal wieder um die alte Frage, welche Platte man denn auf die berühmte einsame und natürlich mit einem Plattenspieler versehene Insel mitzunehmen gedenke, auf der man dann genügend Zeit hätte, sich mal so richtig mit dieser einzigen Platte auseinanderzusetzen. Diese Frage nach dem musikalischen Begleiter auf der Insel, so zur Konzentration zwingend, ist übrigens eine gute Frage. Und der Kollege hatte mit „Trout Mask Replica“ auch ein gutes Argument für sich, weil in diesem Monster von Album genug drin steckt – das sich nicht so schnell weggehört, was sich der Captain Beefheart da 1969 einfallen ließ. Und so eine Konzertankündigung wie die für Sonntag im Kesselhaus der Kulturbrauerei hätte wenigstens bis 2010 für vor Aufregung schweißfeuchte Hände gesorgt: Captain Beefhearts Magic Band nämlich soll da am Sonntag spielen. Stellt sich die Frage, wer denn nun bei der von „Drumbo“ John French angeführten Band die Rolle des Captain übernimmt und wie dessen eigenwillige, geknautscht jaulende Stimme (eigentlich die Karikatur einer Stimme) nachgestellt wird, nachdem sich der Captain 2010 mit seinem Tod endgültig aus dem Geschäft verabschiedet hat – und seit 1985 sowieso nur noch als bildender Künstler unter seinem bürgerlichen Namen Don Van Vliet wirkte (Knaackstr. 97, 20 Uhr, 30 €).

Wer den guten Geschmack aber allgemein für überschätzt hält und dazu vielleicht noch eine katholische Grundausbildung hat, wird bereits am Freitag beim Auftritt von Ghost im C-Club auf seine Kosten kommen. Bei dieser schwedischen Band hört man einen melodiösen Metal, in dessen Hintergrund noch die „Carmina Burana“ gewuchtet werden. Und dass auch das Auge was hat von diesem musikalischen Hochamt, treten die Musiker mit Totenmasken und Mönchskutten an. Die auf den Kopf gestellten Kreuze flüstern dazu was von Satanismus. Aber irgendeine Inquisition wird den Frevel dereinst schon richten (Columbiadamm 9–13, 21 Uhr, 20 €).

Beweist sich eh alles mit der Zeit: Zum Beispiel der schrammelnd freundliche Wohnzimmerpop und die Sofarocker, die James McNew in den Neunzigern als Dump eingespielt hat. So eine Lofi-Version von Yo La Tengo (bei denen McNew den Bass spielt), und dabei immer das Stückerl neben der Spur quengelnd, dass sich das erstaunlich prächtig gehalten hat, wie man auf den dieses Jahr von Morr Music wiederveröffentlichten Dump-Alben hören kann. James McNew ist mit seinem Soloprojekt weiter aktiv: Am Montag spielt er im Monarch, wo dazu Masha Qrella gleichfalls solo ihre neue Single „Boys Don’t Cry“ (den The-Cure-Heuler) vorstellen wird (Skalitzer Str. 134, 21 Uhr, 10 €).