Kommentar: Christian Jakob über Bafög : Sparen bei der Unterschicht
Wahr ist: Bremen ist pleite. Ebenso wahr ist aber: Noch immer bestimmt vor allem die Schichtzugehörigkeit der Eltern, welche Kinder an Universitäten gelangen. Dieser Effekt nivelliert sich in Zeitlupe – doch bisher hat auch niemand ein besseres Rezept gegen die Ungleichheit im Bildungswesen gefunden, als eine auskömmliche Studienfinanzierung und einen gebührenfreien Hochschulzugang.
Keiner darf erwarten, dass die zwei Prozent, um die der Bund das Bafög jetzt erhöhen will, den Anteil von Kindern „bildungsferner Schichten“ an den Unis gleich in die Höhe schnellen lässt. Noch immer nämlich heißt Bafög-Bezug auch, sich zu verschulden. Wer wenig hat, scheut dies eher. Doch der Schritt geht in die richtige Richtung.
Die Ablehnung der Erhöhung durch die Länder sei taktisch motiviert, ist zu hören: Man wolle höheres Bafög, doch der Bund solle dafür zahlen. Im Moment trägt der 55 Prozent der Bafög-Last. Dass die klammen Länder diesen Anteil erhöht sehen wollen, ist verständlich. Die Frage ist aber, was einem dieser Poker wert ist. Denn die Empirie ist eindeutig: Wer am Bafög spart, der hält die Unterprivilegierten weiterhin von den Unis fern.