: Windiges Geschäft
MAFIA-ERMITTLUNGEN
Besuch von Staatsanwaltschaft und Polizei haben am Dienstag die HSH Nordbank, der Windkraftanlagenbauer Enercon und noch ein paar Firmen im Emsland bekommen. Sie stehen im Verdacht, in ein Geldwäschegeschäft der kalabrischen Mafia Ndrangheta verwickelt zu sein. Es geht um 225 Millionen Euro der weitgehend Hamburg und Schleswig-Holstein gehörenden Bank.
Mit diesem Geld hat das Kreditinstitut einen Windpark mit 48 Anlagen am Südzipfel Italiens finanziert. Leider hat sie – es war die Zeit vor der Lehman-Pleite – nicht so genau darauf geachtet, mit wem sie sich einließ. Das Geschäft hat ein bayerischer Geschäftsmann angeleiert – mit Hilfe des Emsländer Finanzmaklers Ludwig Nyhuis. Ihre gemeinsame Firma Ventuno Design plante und organisierte den Bau des Windparks und ließ sich dafür von der Nordbank Kredit geben. Mit den Arbeiten beauftragte sie ein kalabrisches Unternehmen. Aus Sicht der Ermittler diente dieses Firmengeflecht dazu, die Beteiligung eines örtlichen Mafia-Clans zu verschleiern.
Die Idee damals war, den Windpark fertigzubauen und weiterzuverkaufen. Doch der in Aussicht genommene Käufer zog sich zurück – am Ende stand die Nordbank mit dem kompletten Kredit allein da. Das wäre nicht weiter schlimm gewesen: Der Windpark steht ja und erzeugt auch Strom. Seit die italienische Justiz nun aber wegen des Verdachts auf Geldwäsche ermittelt, landen die Einnahmen allerdings auf einem Sperrkonto.
Die italienischen Behörden hatten den Windpark schon seit 2008 im Visier, weil sie vermuteten, dass Teile der Anlage über Strohmänner letztlich der Mafia gehörten. 2012 beschlagnahmten sie den Windpark. Auf ein Rechtshilfeersuchen der Römischen Anti-Mafia-Staatsanwaltschaft hin leiteten die Kieler Ermittlerkollegen zunächst lediglich einen Aktenordner mit Vertragsunterlagen der Nordbank weiter.
Zu den Razzien in dieser Woche führte nun eine Anzeige eines niedersächsischen Finanzamts bei der Staatsanwaltschaft Osnabrück. Die Ermittlungen richteten sich nicht gegen die Nordbank und Enercon, betonten Sprecher der Unternehmen, sondern gegen die Auftraggeber des Windparks. KNÖ