Radikale Vergegenwärtigung

SZENISCHE LESUNG Unfassbares greifbar machen: Die Vers- und Kaderschmiede bringt Kevin Vennemanns verstörenden Roman „Nahe Jedenew“ über ein Pogrom in einem polnischen Dorf auf die Bühne

Das Vergangene radikal zu vergegenwärtigen, das Unfassbare greifbar zu machen, ist Kevin Vennemann mit seinem Roman „Nahe Jedenew“ gelungen. Als der „mit Abstand beste literarische Text, der in den letzten Jahren von einem unter Dreißigjährigen erschienen ist“, als „literarisches Versprechen“, feierte Helmut Böttiger in der Süddeutschen Zeitung das anfangs kaum beachtete Buch über zwei jüdische Mädchen, die ein Pogrom an ihrer Familie miterleben müssen. Verübt von den deutschen Soldaten und den polnischen Nachbarn, mit denen man vor kurzem noch gemeinsam gefeiert hat. In Kontrast zum Schrecken des antisemitischen Mordes stehen dabei Erinnerungsfetzen von Kindersommer und Idylle. Ort, Zeit und die Beziehungen zwischen den Menschen bleiben dabei weitgehend im Unklaren. Und der Leser auf sein Assoziationsvermögen angewiesen. Wie nahe kann man Jedenew kommen?

Am Montag bringt die Vers- und Kaderschmiede gemeinsam mit dem „AK Bücherverbrennung – Nie wieder!“ die Erinnerungen der Mädchen auf der Grundlage des beklemmenden und verstörenden Romans auf die Bühne. Die szenische Lesung ist dabei wieder mal hochkarätig besetzt. Mit dabei sind unter anderem die SchauspielerInnen Pheline Roggan, Robert Stadtlober, Yuri Beckers, Oliver Törner, Rainer Schmitt, Wolfgang Hartmann und Stephan Schad. MATT

■ Mo, 31. 5., 20 Uhr, Polittbüro, Steindamm 4