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Archiv-Artikel

Wird die Eizellspende bald legalisiert?

FORTPFLANZUNG Das Embryonenschutzgesetz muss auf den Prüfstand, fordert die SPD. CDU für Debatte

ERLANGEN taz | Die gesetzlichen Regelungen zur Fortpflanzungsmedizin könnten zügiger reformiert werden als angenommen. „An die Eizellspende müssen wir ran“, sagte die Exbundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) am Wochenende bei einem Symposium zur Reproduktionsmedizin in Erlangen. „Man fragt sich, weshalb die Unfruchtbarkeit von Frauen härter bestraft wird als die von Männern“, sagte Zypries. Das Embryonenschutzgesetz von 1990, das die Samenspende erlaubt, aber die Eizellspende mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren bedroht, gehöre geändert.

Es wäre ein Paradigmenwechsel: Die gespaltene Mutterschaft ist ein Tabu, die Furcht vor Ausbeutung von Eizellspenderinnen groß. Reformbestrebungen scheiterten stets aus Angst vor Ethikdebatten.

Nun ist Zypries Exministerin und wird nicht als Aspirantin auf einen Kabinettsposten gehandelt. Doch sei sie, wie sie betonte, Mitglied der großen Verhandlungsrunde von Union und SPD, und wolle sich für das Thema starkmachen. Der CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn widersprach: Mit den Gesundheitspolitikern des Bundestags sei über eine solche Reform nicht gesprochen worden. „So eine Debatte müsste im Parlament breit geführt werden“, so Spahn zur taz.

Die SPD will nach Angaben Zypries’ auch die Position von Spenderkindern stärken. Schätzungen zufolge leben in Deutschland rund 120.000 Menschen, die mithilfe einer Samenspende gezeugt wurden. Während des Symposiums berichteten einige von ihnen über Identitätskrisen, die das Nichtwissen um ihre genetische Herkunft ausgelöst habe. Das Bundesverfassungsgericht hat schon 1989 entschieden, dass jedes Kind das Recht auf Kenntnis der eigenen Abstammung habe. Zypries will diesen Passus im Bürgerlichen Gesetzbuch verankern.

Nationales Spenderregister

Was aber, wenn die Informationen gar nicht erlangbar sind, weil etwa Behandlungsdaten fehlen? Vertreter des Beratungsnetzwerks Kinderwunsch Deutschland und des Vereins Spenderkinder.de forderten ein nationales Spenderregister, in dem die Identitäten der Spender verschlüsselt dokumentiert werden müssten. Derzeit müssen Ärzte Patientendaten 30 Jahre aufheben. Viele Kinder erfahren aber erst im Erwachsenenalter, dass sie mit einer Samenspende gezeugt wurden, und haben dann keine Chance mehr, ihren genetischen Vater zu finden.

Der Deutsche Ethikrat sieht „Bedarf für eine gesellschaftliche Debatte“ und wird seine Jahrestagung 2014 der Fortpflanzungsmedizin widmen, sagte die Vorsitzende Christiane Woopen der taz. Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina wiederum hat eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe mit Eckpunkten für ein Fortpflanzungsmedizingesetz eingesetzt. Zuletzt hatten 2011 im Streit über die Präimplantationsdiagnostik Stellungnahmen des Ethikrats sowie der Leopoldina die Voten vieler Parlamentarier beeinflusst. HEIKE HAARHOFF