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Archiv-Artikel

FDP fordert Aufklärung im Dioxinskandal

LEBENSMITTEL Liberale fragen das Agrarministerium nach Sanktionen gegen die wichtigste Selbstkontrollorganisation der Eierwirtschaft, KAT

BERLIN taz | Die späte Warnung einer Selbstkontrollorganisation der Eierwirtschaft vor dem Krebs erregenden Gift Dioxin in Bioeiern hat ein politisches Nachspiel. Die FDP-Bundestagsabgeordnete Christel Happach-Kasan fragt nun den parlamentarischen Staatssekretär des Agrarministeriums, Gerd Müller, in einem Brief, ob die Behörden den Verein für kontrollierte alternative Tierhaltung (KAT) bestraft haben. Schließlich habe der KAT mehr als einen Monat von zu stark belasteten Eiern gewusst, ohne die Behörden über seine Erkenntnisse zu informieren. Der Verein überprüft zum Beispiel, ob seine Mitgliedsfarmen mit konventioneller Boden- und Freiland- sowie Ökohaltung ihren Tieren genügend Platz gewähren und ob das Futter frei von Schadstoffen ist.

Bei solch einer Kontrolle entdeckte der KAT auch das Dioxin im aktuellen Fall. Happach-Kasan zitiert eine Aussage von Vereinsgeschäftsführer Caspar von der Crone in der taz, wonach seine Organisation schon am 16. März Messergebnisse für Eier weit über den erlaubten Grenzwerten erhalten hat. Die Behörden informierte er jedoch nach eigenen Angaben erst am 27. April. Danach sperrten die Ämter verdächtige Hühnerfarmen. Bis dahin waren aber viele verseuchte Eier schon verkauft. Laut dem Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit hätte der Verkauf früher gestoppt werden können, wenn der KAT seine Erkenntnisse schneller weitergegeben hätte.

In dem jüngsten Dioxin-Fall hatten um die Jahreswende laut Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit in Deutschland rund 80 Bio- und konventionelle Betriebe Ökomais aus der Ukraine verfüttert, der stärker als erlaubt mit dem Gift belastet war. Die Chemikalie, die bei Verbrennungsprozessen entsteht, war dann auch in Bioeiern und -geflügel festgestellt worden. Bislang ist unklar, wie das Gift in den Mais gelangte.

Der KAT ist keine staatlich lizenzierte Biokontrollstelle. Allerdings lassen sich auch gerade große Ökofarmen vom dem Verein prüfen, weil er zusätzlichen Schutz beispielsweise vor Schadstoffen im Futter bietet. Dies ist nämlich keine Aufgabe der Biokontrollstellen. Nach Vereinsangaben sind 90 Prozent aller Legehennenbetriebe mit Boden-, Freiland- oder Biohaltung Mitglied. Dominiert wird der KAT aber von Nicht-Öko-Unternehmen. JOST MAURIN