: Antreten zum Wunden lecken
LUFT RAUS Trotz eines Siegs gegen Hannover gibt der HSV Handball die Meisterschaft verloren
Es hätte alles so schön passen können. Das ganze Wochenende hätte der Mannschaft des HSV Handball zur Verfügung gestanden, um ein großes, rauschendes Fest zu feiern. Wäre der Plan aufgegangen, so hätten die Hamburger mit einem Heimsieg am Freitag gegen den TSV Hannover-Burgdorf den erstmaligen Gewinn der Meisterschaft zelebrieren dürfen. Dann wären schon unmittelbar nach dem Ertönen der Schlusssirene die ersten Sektfontänen aufgestiegen, und vielleicht hätte sich der machtbewusste Präsident und Mäzen Andreas Rudolph von den Spielern auf Händen tragen lassen. Stattdessen aber blieb Rudolph auf dem Boden, und getanzt und gejuchzt wurde auch nicht – obwohl gegen Hannover-Burgdorf ein standesgemäßer 37 : 27 (19 : 14)-Sieg gelang.
Die Heimniederlage zuvor gegen den THW Kiel hatte dazu geführt, dass die Realität trist blieb und all diese verrückten, schönen Dinge im Konjunktiv gefangen blieben. Anstatt in Hamburg die erhoffte Party mit den Fans und der „Meisterschale“ zu feiern, ging es schon eine Woche vor dem letzten Saisonspiel bei HBW Balingen-Weilstetten (nächsten Sonnabend) auf die Saisonabschlussfahrt nach Mallorca. Wunden lecken auf den Balearen wurde flugs ins Programm genommen. Der HSV hat zwar in dieser Saison zwei Trophäen gewonnen, es waren nur leider die falschen. Meisterschaft und Champions League hätten es sein sollen, der DHB-Pokal, der sportlich unbedeutende Supercup sind es geworden. Dass Kiel am letzten Spieltag in Großwallstadt verlieren und damit den 16. Meistertitel verspielen könnte, daran glaubt beim HSV niemand mehr. „Nein, natürlich kann man mit der Saison nicht zufrieden sein. Schließlich haben wir die Hand an der Schale gehabt. Wir werden aber nicht die Flinte ins Korn werfen“, sagte Rudolph.
Wie unbeschwert dagegen das Leben im Tabellenkeller sein kann, stellte der Gegner zur Schau. Hannover-Burgdorf hat längst den Klassenerhalt geschafft. Für einen Aufsteiger ist das beachtlich. „Die Freude ist sehr groß, dass wir so früh unser Ziel erreicht haben. Ich glaube, unser Teamgeist und unsere Heimstärke waren dafür entscheidend. Zu Hause werden wir vom Publikum getragen“, sagte Rechtsaußen Torge Johannsen.CHRISTIAN GÖRTZEN