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: X-Men 3 – Der letzte Widerstand

Schon immer hat das Actionkino zwischen Explosionen, Feuersbrünsten und Verfolgungsjagden die großen Fragen der Menschheit verhandelt. Mutant oder nicht, sein oder anders sein – so lautet der Gewissenskonflikt in „X-Men 3 – Der letzte Widerstand“. Ein Mittel zur Kontrolle genetischer Mutationen ist entwickelt worden, das die X-Men vor die Wahl stellt: weiter ein Außenseiterdasein mit besonderen Fähigkeiten zu führen oder ein Leben wie die Normalsterblichen zu fristen.

Zudem bekommen es die Heroen um Storm und Wolverine auch noch mit ein paar außer Kontrolle geratenen Mutantenkollegen zu tun, die die Welt allzu darwinistisch sehen. Zur gegnerischen Truppe gehört ihre verstorbene Kollegin Jean Grey, die als Dark Phoenix wiedergeboren wurde und nun ihre Kräfte nicht mehr kontrollieren kann. Sir Ian McKellen gibt den Oberfiesling Magneto, und diesem Schauspieler kann man ohnehin den größten Stuss in den Mund legen. Sein schönes britisches Englisch hat bisher noch jeder Nichtigkeit shakespearehafte Größe verliehen.

Mutant sein oder nicht – wie beantwortet eine Filmjournalistin diese Frage? Gegen die Fähigkeit, sich wie der Multiple Man zu vervielfältigen, ist zunächst nichts einzuwenden, schließlich könnte man die verschiedenen Bewusstseinseinheiten auf diverse Filmgenres verteilen. Das Über-Ich muss sich natürlich um den Autorenfilm kümmern, während man sich mit dem Es ins Actionkino begeben könnte. Shadowcat wäre auch eine Option. Dank ihrer Fähigkeit zur Phasenverschiebung kann sie feste Materie durchdringen. Dann müsste man auf Filmfestivals wie in Cannes, wo „X-Men 3“ außer Konkurrenz läuft, nicht mehr stundenlang wie ein Schaf in der Schlange stehen, sondern könnte an schlecht gelaunten Einlassern vorbei zum Kinosessel schießen und den normalsterblichen Kollegen generös einen Platz freihalten.

Wolverine und Storm, die Anführer der Truppe, scheiden jedoch bereits aus ästhetischen Gründen als Identifikationsfiguren aus. Wolverines Koteletten sind nun wirklich nicht mehr hip, während Halle Berrys graues Haupt das pädagogisches Wesen ihrer Heldin allzu sehr unterstreicht.

Leider lässt der Regisseur von „X-Men 3“, Brett Ratner, nicht allzu viel Zeit für derlei Gedankengänge und das mutantische Miteinander. Lieber zeigt er, wie Magneto die Golden Gate Bridge wie ein Kaugummi zum Dehnen und Biegen bringt. Doch kommt immer noch am meisten Stimmung auf, wenn mit bewährten Tricks gekämpft wird, etwa wenn Wolverine seinen Widersacher mit einem Tritt in die Eier ausknockt.

ANKE LEWEKE

„X-Men 3 – Der letzte Widerstand“. Regie: Brett Ratner. Mit Halle Berry, Hugh Jackman u. a. USA 2006, 100 Min.