: Signal steht auf „teuer“
Die Deutsche Bahn baut gern mit viel Geld, wie der neue Hauptbahnhof in Berlin zeigt. Mit zu viel, sagen Experten. Es fehlt im täglichen Betrieb
Aus Berlin ANNETTE JENSEN
Als Bauherrin schneidet die Deutsche Bahn AG (DB) schlecht ab: Fast immer gibt sie für ihre Bauprojekte deutlich mehr Geld aus als die Konkurrenten – bei gleicher Qualität. Das zeigt eine aktuelle Studie vom Verband des Schienenpersonennahverkehrs zu Planung und Bau von Regionalbahnhöfen.
„Explodierende Kosten und eine quasi inexistente Termintreue“, lautet der Vorwurf gegenüber der für Bahnhöfe zuständigen Abteilung DB Station und Service. Als Grund nennen die Autoren überzogene Baustandards. So gelten bei der DB nicht nur viel zu große Lautsprecheranlagen als „anerkannte Regel der Technik“. Selbst an Kleinstbahnhöfen stehen alle zwölf Meter Lichtmasten und illuminieren fernüberwacht die Bahnsteige. Ein 100 Meter langer Provinzbahnsteig, den die DB Station & Service errichtet, schlägt deshalb mit 420.000 Euro zu Buche. Übernehmen dagegen andere Eisenbahnen die Regie, betragen die Baukosten nur 250.000 Euro, so die Studie. Geld, mit dem die Bahn weniger Bahnhöfe und Strecken schließen müsste. Auch in der Schweiz, den Niederlanden oder Skandinavien bekommt der Staat mehr Bahnschienen und Haltepunkte für sein Geld als bei der DB.
Denn diese investiert lieber in Megaprojekte wie den Lehrter Bahnhof oder neue ICE-Hochgeschwindigkeitstrassen. Mit 6,4 Milliarden Euro Bruttoinvestitionen gehörte sie 2005 zu den größten Investoren in Deutschland. Gleichzeitig war sie mit 19,5 Milliarden Euro verschuldet – der Gesamtumsatz liegt bei 25,1 Milliarden Euro.
Mit Gefahrenabwehr für die Passagiere lässt sich der hohe Aufwand nicht begründen: Schließlich genehmigt das Eisenbahnbundesamt nur dann ein Abweichen von der Eisenbahnbau- und Betriebsordnung, wenn der Bauherr einen gleichen Sicherheitseffekt nachweisen kann. Der Bund der Steuerzahler hat für den kommenden Herbst ein „Schwarzbuch Bahn“ angekündigt, mit dem er auch die Verschwendung von öffentlichen Geldern auch beim Bau zum Thema machen will.
Kritiker gehen davon aus, dass viele Bahnhofsschließungen und Streckenstilllegungen zu verhindern wären, wenn die DB wirtschaftlicher bauen würde. Doch sie gibt ihr Geld nicht nur für milliardenschwere Großprojekte aus, zugleich sind auch die Ansprüche ihrer Ingenieure an ganz normale Durchschnittsprojekte völlig überteuert. Dass es auch anders geht, wenn sie – wie sie es bislang nur in Ausnahmefällen tut – Verantwortliche vor Ort entscheiden lässt, zeigt sich unter anderem auf Usedom: Die Bäderbahn auf der Ostseeinsel hat ein wesentlich preisgünstigeres Schienen- und Stationsnetz als sonst bei der DB üblich – ohne dass die Fahrgäste deshalb gleich unter die Räder kommen.
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